Alles Tee und ein Küstenschnupfen.

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Sep 032014
 

DSC09373485. Reisetag

15.409 km

 

Ich fahre weiter durchs bergige Teehochland. Erst einmal 300 m nach unten und gleich wieder 500 m in die Höhe. Auf den Nebenstrecken bin ich fast alleine auf der Straße.
Trotz der vielen Plantagen sehe ich nur wenige Gruppen von Teepflückern. Die Blätter werden das ganze Jahr über gepflückt, in den tiefen Lagen häufiger als in der Höhe. Dafür ist oben die Qualität besser. Meist ist es Frauenarbeit. Ich habe aber auch Männerkolonnen bei der Pflückarbeit gesehen, nie gemischte Gruppen.

Der Versuche eine Teefabrik zu besichtigen scheitert, da ich erst in der entfernten Zentrale eine Genehmigung holen müsste. Die Fabriken sind schmucklose mehrstöckige Gebäude, in denen die Teeblätter verarbeitet werden. Zunächst werden die Blätter getrocknet, danach gewalzt um diese zu brechen. Zur Fermentation des in den Blättern vorhandenen Tannin wird der Bruch in einem feuchten und kühlen Raum ausgestreut. Der Vorgang ist nach ca. 2 Stunden beendet. Der Tee kommt noch einmal in einem Trockenofen, danach wird er gesiebt und verpackt. Fertig. Gute Qualität geht in den Export, die schlechte bleibt im Land.
Das Hochland verlasse ich an diesem Tag. Fahre nach meinen letzten doch recht steilen Anstiegen 1000 m hinunter. Damit verlasse ich die Teeanbaugebiete endgültig.

Es wird deutlich wärmer. Reisfelder und Kokos-/Bananenplantagen säumen den Weg. Noch umgibt mich eine satte grüne Landschaft.

Auf der Straße wird eine Strohpuppe mit einer brennenden Schale darauf gezogen. Dazu wird getrommelt. Etwas später komme ich an einem kleinen Hindutempel vorbei. Ich erfahre, dass an diesem Tag der Elefantengott Ganesh besonders geehrt wird. Im kleinen Ort Balangoda finde ich eine, wie sich später herausstellt, laute Unterkunft. Ein Kratzen im Hals kündigt eine Erkältung an.

Der nächste Morgen beginnt trübe. Beim Frühstücksimbiss regnet es. Er hört auf und setzt nach einer Stunde heftiger wieder ein. Habe das Glück auch beim zweiten Guss gerade vor einem Restaurant zu stehen. Trinke einen Kaffee und warte ab. Es wird trockener um mich herum. Der Reis ist geerntet, auf den Feldern suchen Kühe und Wasserbüffel ihre spärliche Nahrung. Der Küstenstreifen ist wiederum grün. Nicht von Feldern, sondern von Palmen, Bananen und anderen Bäumen.

Mein Ziel ist der kleine Fischerort Tangalle. Direkt am Strand finde ich eine schöne Unterkunft mit Fenster direkt zum Meer. Hier bleibe ich ein paar Tage, um meinen Schnupfen auszukurieren. Leider kann ich in meinem Zimmer die frische Meeresluft nicht hineinbekommen. So schwitze ich nachts innerlich durch die Erkältung und äußerlich durch die angestaute Hitze. Nach drei Tagen fühle ich mich besser.

Vor meiner Unterkunft liegt ein wunderbarer Sandstrand. An der schmalen Uferstraße steht ein Guesthaus neben dem anderen. Ab und zu gibt es einen Regenschauer. Das mag der Grund sein, dass die Touristen diesen Küstenabschnitt zur Zeit meiden. Mir ist es recht, das senkt die Preise.
Im Ort mache ich einen Rundgang durch die Markthalle. Es wird viel Gemüse angeboten, das ich in keinem Restaurant vorfinde. Schade. Die Verkäufer sitzen fast in Reihe hinter ihren Hängewaagen.
Abends fahren die Fischerboote hinaus. Am Horizont überm Meer funkeln nachts ihre Lampen zum Anlocken der Fische. Der einzige freie Tag auf den morgendlichen Fischmarkt ist nach der Vollmondnacht. Gegen ihn können die Fischer mit ihren Funzeln an Bord nicht mithalten.
In der letzten Nacht im Ort möchte ich im nahen Schutzgebiet den Meeresschildkröten beim Eierlegen zuschauen. In einer kleinen Gruppe warten wir, bis die Wärter am Strand eine landende Schildkröte melden. Die große und schwere Schildkröte bewegt sich langsam auf dem Sand Richtung Uferböschung. Kehrt aber wieder um, ohne ein Loch zu graben und mit der Eiablage zu beginnen. Das kommt oft vor, sagen die „Schutzleute“, irgendetwas ist nicht OK.
Sieben Flossenschläge und ca. 2 m wieder Richtung Wasser, dann eine Pause. Es dauert lange, bis die Schildkröte wieder in den Fluten verschwindet. Mittlerweile ist es Mitternacht. Mit dem Tuk-Tuk fahre ich zurück in meine Unterkunft.