Thomas Kipp

Angekommen?!

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Mrz 202018
 

Ankommfrühstück im Februar 2018.

Abschiedsfrühstück April 2012.

Der Kaffee dampft. Das Ei ist gerade richtig gekocht – nicht zu weich, nicht zu hart. Die Zeitung ist schon da. Ich sitze vor dem Kamin am Frühstückstisch und genieße den Morgen.

Das Leben in Deutschland hat mich bereits eingeholt, gedanklich bin ich aber nicht immer präsent. Kein Wunder. Sechs Jahre war ich, mit zwei halbjährigen Unterbrechungen, unterwegs. Habe mit dem Rad die Erde umrundet und dabei ca. 50.000 Kilometer zurückgelegt.
Eine Vision ist in Erfüllung gegangen, von der ich seit meiner Jugend geträumt habe – eine Reise ohne zeitliches Limit. Und es war nicht einmal schwierig. Ich musste nur aufbrechen, das weitere regelte sich dann. Die Option jederzeit mein Unterwegs-sein abbrechen zu können verminderte das Wagnis.

Diese Reise war die erlebnisreichste Zeit meines bisherigen Lebens. Ich war in Bewegung, das war schon immer wichtig für mich. Habe Momente höchster Zufriedenheit erlebt, aber auch extremer Anstrengungen. Habe gelernt mit dem, was ich bei mir habe auszukommen. Die Menschen, denen ich begegnete waren freundlich, ich bin gesund geblieben. Es gab erstaunlich wenig Probleme, keine ernsthaften Schwierigkeiten. Dafür bin ich dankbar.

Die Suche nach einem Platz zum Leben, an dem ich länger bleiben möchte war jedoch vergebens. Die Gemeinschaft Auroville in Südindien, die aus unfruchtbarem Land einen grünen Gürtel mit vielen kleinen Unternehmen gemacht hat, käme meinen Vorstellungen am nächsten. Eventuell schaue ich zu einem späteren Zeitpunkt dort wieder vorbei.

Besonders schön empfand ich das Reisen in Gesellschaft. Helmut radelte mit mir durch Rumänien, Andrea begleitet mich mit dem Bus durch Südindien und Malaysia. Besonders natürlich freute ich mich über die langen Besuche von Marie.

Eindeutig kann ich sagen, ohne dieses Unterwegs-sein fehlte etwas Wichtiges in meinem Leben. 

Jetzt versuche ich erst einmal in Deutschland anzukommen. Eine weitere große längere Reise plane ich nicht. Wohl aber Radausflüge durch das nähere und entfernte Umfeld.

Stolz bin ich, dass ich diese Zeit in meinem Blog festgehalten habe. Das war nicht immer einfach. An den Abenden alleine in den Unterkünften erfolgte es problemlos. Hat mir Spaß gemacht. Schwieriger wurde es in den Zeiten mit Begleitung.

Das ist der (vorläufige?) Abschluss meiner langen Reise.
Besten Dank liebe BlogleserInnen für Eure Aufmerksamkeit.

Ende einer langen Reise.

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Feb 172018
 

493. Reisetag

 

Die letzten zehn Tage einer langen Reise beginnen. Der Flug ist gebucht. Am 16. Februar fliege ich mit Marie zurück nach Deutschland.

Unsere Rundfahrt ist abgeschlossen. Die verbleibenden Tage entspannen wir an der Küste. Zunächst in Sanur, einem Badeort mit vielen Hotels, einer schönen Uferpromenade, gutem Essen und Mengen von meist älteren TouristInnen. Von der Nebensaison ist nichts zu spüren. Dieses geschäftige Zentrum verlassen wir mit dem Boot zur nahen etwas ruhigeren Insel Lembongan.

Neben den Australiern besuchen vor allem Chinesen die Insel Bali. Das chinesische Neujahrsfest ist nahe. Entsprechend groß ist der Andrang, der meist in Gruppen reisenden Asiaten, auch auf dem Boot.

Im Internet hatten wir uns bereits eine kleine Unterkunft direkt am Strand ausgesucht. Wir haben Glück. Von unserer Terrasse sehen wir das Meer, das Zimmer ist groß und sauber. Wir verlängern unseren Aufenthalt. 

Lembongan ist umsäumt von Korallenriffen und Kalksteinklippen. Eigentlich eher ein Revier für Taucher und Surfer. Letztere sehen wir von Ufer aus am vorgelagerten Riff die hohen Wellen reiten. Wir begnügen uns mit dem Strand.
Die Gedanken schweifen bereits ins kalte Europa. Die hiesige Hitze, besonders die hohen Temperaturen am Nachmittag, treibt uns in klimatisierte Räume.

Die Erkundung der kleinen Insel erfolgt mit einem Moped. Die flache Ostseite mit üppigem Mangrovenwachstum steht im Kontrast zu den Klippen, Sandstränden und Badebuchten. Mit einem Kahn lassen wir uns durch die Mangrovenwälder stochern.
An anderer Stelle, am Devils Tears, beobachten wir die meterhohen Wellen, die an den Felsen zerschellen. An diesen Highlights natürlich immer in chinesischer Gesellschaft.
Von den beschriebenen Algenplantagen, neben den Touristen die zweitwichtigste Erwerbsquelle der Insel, ist wenig zu sehen. Sie sind wohl (zur Zeit) abgeerntet. Nur vor einer Hütte am Ufer wurden Algen getrocknet und sortiert. Danach werden sie gemahlen und als Pulver vermarktet.

Die Strandtage und damit der Abschied vom Meer endet mit der Bootsfahrt zurück zur Hauptinsel Bali und mit dem Taxi zur nahen Hauptstadt Denpasar. Die letzten Tage verbringen wir im vertrauten Inna Bali Heritage Hotel.
Das Rad und die auf Bali nicht benötigten Gepäckstücke hole ich aus dem Storage-Shop. Die Verpackung fürs Rad erfolgt in einem Karton aus einem Fahrradladen. Noch ein letztes Schwimmen im Hotelpool und ab geht es mit dem Taxi zum Flughafen.

Eine lange Nacht liegt vor uns. 22 Stunden später landen wir in Frankfurt. Mir dem Zug geht es anschließend nach Bonn. Es ist kalt und grau um uns herum. So ganz angekommen sind wir noch nicht.

Fünf Monate bin ich durch die indonesische Inselwelt gefahren. Meine Erwartungen wurden durch die unglaubliche Vielfalt übertroffen. Abwechslungsreiche, eindrucksvolle Naturlandschaften mit vielen Vulkanen, Bergen und kunstvoll angelegte Reisterrassen. 

Auf Bali ist der Spirit der „Insel der Götter“ allgegenwärtig. Zu fast jedem Haus gehört ein kleiner Tempel oder Altar und täglich werden Opfergaben dargeboten. Auf der Insel Flores dominieren die Christen, auf den anderen Inseln der Islam mit unzähligen Moscheen. Das Nebeneinander der verschiedenen Religionen scheint ohne Spannung zu klappen. Wenigstens in den Teilen, die ich durchreist habe. Die dort lebenden Menschen haben mich oft darauf hingewiesen.

Für Durchreisende ist das Leben einfach. Die Freundlichkeit der Menschen groß und sehr häufig wurde mir ein Lächeln geschenkt. Wer jedoch jenseits vom Touristengeschäft seinen Lebensunterhalt verdient lebt trotz harter Arbeit meist am Existenzminimum.

Der Ijen – ein giftiger Arbeitsplatz.

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Feb 052018
 

481. Reisetag

 

 

Der Abschluss unserer Reise durch Java erfolgt mit einer weiteren Vulkanbesteigung. Diese muss jedoch übers Wochenende warten um dem befürchteten Besucherandrang zu entgehen. Den Ansturm am Tempel Borobudur haben wir nicht vergessen.

Unsere Unterkunft in Banyuwangi ist ein schönes Hotel am Rande eines Parks. Mit dem ersten Einsatz des Muezzins werden wir auf das Kommende vorbereitet. Es bleibt nicht bei dem einen. In kurzer Zeit überschlagen sich die Rufe aus allen Himmelsrichtungen und ufern in eine für unsere Ohren unerträgliche Kakophonie hinaus – gelinde ausgedrückt. Nachmittags und abends wird der Lärmpegel durch eine Veranstaltung im Park gehalten und am Sonntag in der Frühe fortgesetzt. Zusätzlich werden ab 3 bis 12 Uhr ununterbrochen Koranverse zitiert. Zum Glück nur von einer Moschee. Ich glaube, es sind die lautesten zwei Tage meines Unterwegs sein.
Am Abend beruhigt sich die Lage. Das ist gut, denn am Morgen des nächsten Tages starten wir bereits um 0.30 Uhr. 

Der Ijen ist ein besonderer Vulkan. Aus Solfataren im Kraterschlund strömen Schwefeldämpfe. Diese werden an den Austrittsstellen zum Abkühlen durch Rohre geleitet. Mit Stangen wird der danach verfestigte Schwefel für den Transport in Stücke zerschlagen. Anschließend tragen die Arbeiter die bis zu 80 kg schweren Körbe voller Schwefelbrocken über felsige Wege steil hinauf zum Kraterrand. Immer der Hitze beim Abbau und den ätzenden Schwefeldämpfen ausgesetzt. Dieser Arbeitsplatz gehört zu den zehn giftigsten der Welt. (Dazu ein Film: https://www.youtube.com/watch?v=bFnh2hpoodU)

Besagten Vulkan besteigen wir in der Frühe. Nach ca. zwei Stunden Marsch stehen wir in der Dunkelheit am Kraterrand. Beim Aufstieg lief der Schweiß, dann auf 2400 m Höhe wird es kalt und windig. Wir haben Glück, kein Regen. Manchmal schafft es der Mond zwischen den Wolken hervorzugucken.

Aus dem Kraterinneren steigen weiße Wolken auf. Keine normalen, wie uns unserer Führer erklärt, es sind Schwaden von Schwefeldämpfen, die vom Wind mal hier mal dorthin geblasen werden. Zum Schutz vor diesen beim Abstieg hinunter in den Krater erhalten wir Gasmasken. Dort möchten wir das Schauspiel des blauen Feuers beobachten, die Flammen des sich (selbst) entzündenden Schwefel. Das ist nur in der Dunkelheit möglich. Im Schein der Taschenlampe steigen, oder besser, klettern wir hinab. Ab und zu müssen wir Arbeitern mit ihrer Schwefellast in den Körben auf dem mühsamen Weg nach oben ausweichen. Die Gegensätze könnten nicht größer sein. Hart arbeitende Menschen und Touristen, die sich ein Schauspiel anschauen wollen. An diesem Tag sind es wenige. In der Hochsaison erreichen bis zu 1000 Besucher den Kraterrand, wie unser Führer sagt. Nicht alle steigen hinab. 

Die Luft wird ätzend. Die Gasmaske schützt nur bedingt gegen die Dämpfe und das Lufteinziehen durch den Gasmaskenfilter wird schwieriger. Ich bekomme einen Hustenreiz. Marie hat wegen ihrer empfindlichen Augen den Abstieg bereits abgebrochen.
In der Ferne sehe ich für kurze Zeit ein blaues Leuchten. Dann verschwinde ich wieder in einer Dunstwolke. Hocke mich hin, schließe die Augen, das hilft ein wenig. Die Dämpfe verschwinden nicht, ich beschließe umzukehren. Erleichtert und durchatmend erreiche ich den Kraterrand.

Langsam wird es hell. Der Blick hinunter in den Krater mit dem Austritt der Schwefeldämpfe und einem See, der bei einem pH um 0,3 als „größtes Säurefass“ der Erde gilt, wird vorübergehend frei. Wir spazieren noch ein wenig entlang des Kraterrandes, bis die Wolken uns einholen.

Bereits um 9 Uhr haben wir unser Tagewerk vollbracht und sind wieder im Hotel. Dort packen wir unsere Sachen. Fahren mit einem Taxi zur Fährstation nach Bali und mit dem Bus zum Küstenbadeort nach Sanur.

Sandmeer und Vulkane.

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Feb 022018
 

Sandmeer mit den Vulkanen Bromo (l) und Batik (r)

478. Reisetag

 

„Man reist nicht nur, um anzukommen, sondern vor allem, um unterwegs zu sein.“ Das bemerkte bereits Goethe.

Mit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel reduziert sich unsere Reise auf Zielorte. Das Dazwischen sehen wir nur am Fenster vorbeiziehen. Das bedeutet für uns eingeschränktes Erleben.

Die erste Strecke, wieder Richtung Bali, legen wir im Zug zurück. Schnell, bequem und trotz hohen Außentemperaturen heruntergekühlt erreichen wir Malang. Eine weitläufige Stadt am Fuße des Vulkans Bromo.

Bereits bei der Einfahrt mit dem Zug werden unsere Blicke auf ein Viertel gelenkt, das durch viele Eimer Farbe ein besonderes Gesicht bekam. Ursprünglich ein Slum, wurde es in einem Projekt von Studenten und der Spende einer Farbfabrik zu einem Touristenvorzeigeort umgestaltet. Ein kleiner Eintritt wird verlangt, einige Souvenirartikel und kleine Speisen werden verkauft. An die vorbeiströmenden Besucher haben sich die Bewohner wohl gewöhnt. Sie grüßen freundlich und lächeln uns an.

Für uns ist Malang vor allem Basisstation zur Besteigung von Javas bekanntestem und am meisten besuchten Vulkan Bromo. An einem regnerischen Morgen lassen wir uns mit einem Pkw in die Höhe fahren. Auf Piste geht es weiter in einem Jeep an den Kraterrand und hinunter in eine riesige Caldera, die sich nach einer urzeitlichen Eruption gebildet hatte.
Zunächst durchfahren wir eine Art grüne Savannenlandschaft, die in eine Sandebene mit mehreren kleineren Vulkankegeln übergeht. 
Zur Mittagszeit entlädt uns der Jeep in Cemoro Lawang am Kraterrand, unserem Übernachtungsort. 

Die organisiert in einer Tagestour reisenden Touristen haben die Gegend zu dieser Zeit bereits verlassen. Wir wandern fast alleine durch die Calderaebene zum herausragenden Bromo (2329 m).
Die Besteigung ist einfach aber schweißtreibend. 250 Treppenstufen geht es hinauf zum schmalen Kraterrand. Oben angekommen blicken wir hinunter in einen grau-rauchigen Kraterschlund mit kleinem Tümpel. Überwältigend die Sicht auf der anderen Seite hinunter in die Caldera-Ebene mit Blick auf weitere Vulkane und einem hinduistischen Tempel – sofern die Wolken es ermöglichen. Das Wetter ist sehr wechselhaft und endet für uns mit einem heftigen Dauerregen kurz vor dem Erreichen unserer Unterkunft. 

Der zweite Teile unserer Bromoexkursion, ein Sonnenaufgang, der die Caldera mit ihren Vulkanenkegeln in ein rötliches Licht tauchen sollte, ist getrübt. Wir stehen um 3 Uhr in der Frühe auf. Es regnet, die Wolken hängen tief. Nach einem Spaziergang zum Sunrise-Point im Dunkeln auf unbekanntem Weg steht uns nicht der Sinn. Wir verziehen uns zurück ins Bett. Mit beginnender Helligkeit versuchen wir es nochmals. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Der Blick über die Caldera bleibt weiterhin wegen der Wolken verschlossen. Interessant und schön anzuschauen ist das fruchtbare Hinterland mit den Zwiebel-, Kohl- und Kartoffelfeldern.

Nach dem morgendlichen Spaziergang sind wir den Busfahrern ausgeliefert. Zunächst einem aggressiven in einem Kleinbus, der uns hinunter ins Tal befördert. Danach ein normaler Bus mit einer Lautsprecheranlage, gegen die selbst Ohropax nichts ausrichten kann. Neun sehr beängstigende und anstrengende Stunden.