Region der Kürbisse.

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Aug 102013
 

DSC0075695. Reisetag

4859 km

 

Die Zeit als Dauercamper (8 Tage) ist vorbei. Am Donnerstag stieg die Temperatur auf 38 Grad im Schatten. Alle Gegenstände näherten sich dieser Temperaturschwelle. Mein Grapefruitsaft, die Banane usw. Zum Glück gab es das Schwimmbad nebenan. An das Leben auf dem Platz hatte ich mich gewöhnt. Kannte meine Nachbarn, unterhielt mich mit ihnen, las in meinem neuen e-Book und kühlte mich im Wasser ab.
Es ist gut gewesen, hier die heißen Tage zu verbringen. Die Weiterfahrt hätte mich in die noch heißere Ebene geführt, mit deutlich weniger Luxus. Der angekündigte Regen am Freitagmorgen kam pünktlich. Es wird kühler. Packe mein Zelt zusammen und fahre los. Die Temperatur liegt bei 30 Grad – ist ok.

Einige Berge kommen der Mur nochmals sehr nahe, lassen mich aber ohne sie zu erklimmen vorbeifahren. Deutlich ist die Trockenheit auszumachen. Die Wiesen gelb, die Rübenfelder werden wohl nur Rüblein zur Ernte liefern. Viele Mais- und Kürbisfelder. Die prallen gelben Kürbisse liegen bei fast abgestorbenen Grün auf den Feldern. Sie sind schöne Farbtupfer auf dem Acker. An einer Ölmühle halte ich. Kann mir den Prozess der Herstellung des Kürbiskernöl anschauen. Erst werden die Kerne gemahlen, dann in einem großen Bottich unter Rühren erhitzt, anschließend aus der Pampe das Öl herausgepresst. Wie die Kerne aus den Kürbissen geerntet werden weiß ich (noch?) nicht.

Felder und Auenwälder entlang der Mur prägen die flache Landschaft. Die Mur ist hier Grenzfluss, auf der anderen Seite liegt Slowenien. Oft wird der Fluss gestaut. Dann fließt er nur träge. Ich fahre dann auf einem Damm oder unterhalb davon.

Der Zeltplatz in Mureck liegt wieder neben einem Freibad. Beides sind städtische Einrichtungen. Der Eintritt ist für Camper frei. Nach dem Zeltaufbau kühle mich ein wenig im Wasser ab. Danach fahre ich in den Ort. In einem Buschenschank (Straußwirtschaft) mit schönen Innenhof unter Traubenreben trinke ich steirischen Blauburgunder und esse eine Biokäseplatte. Dabei skype ich mit Marie. Es ist fast als säßen wir zusammen am Tisch.

Der Himmel ist düster geworden. Verziehe mich früh ins Zelt. In der Nacht und am Morgen regnet und gewittert es kräftig. Am Morgen treibt mich keine Hitze mehr aus dem Zelt. Schlafe etwas länger und im Ort nehme ich mein Frühstück ein. Ums Zelt herum ist alles nass und ungemütlich. Die Tagesstrecke ist an diesem Tag kurz. Fahre zur Grenzstadt Bad Radkersburg. Die Landschaft ist wie am Vortag, flach, viele Maisanbau, Kürbisfelder und ab und zu ein Hirsefeld. An einer alten verlassenen Mühle halte ich an, kann über eine offene Tür das Innere mit den alten Geräten anschauen. Davor ist ein kleines Pferdedenkmal. Am frühen Nachmittag erreiche ich meinen letzten österreichischen Campingplatz. Mache einen Rundgang durch die Stadt. Hier herrscht ein reger Kurbetrieb. Am Abend (heute bis 23 Uhr geöffnet) werde ich das Thermalbad besuchen.

Müßiggang in Graz.

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Aug 062013
 

 

DSC0065491. Reisetag

4746 km

 

Der Campingplatz liegt 8 km außerhalb des Zentrums. Direkt neben dem Platz ist ein ehemaliger Baggersee ausgebaut zu einem großen schönen Schwimmbad. Camper haben freien Eintritt. Der Himmel gnadenlos blau. Bis auf ein Wärmegewitter bleibt es so. Ein Fahren bei bis 36 Grad im Schatten ist kein Vergnügen. Bleibe also einige Tage hier. Ausschlafen ist nur bis 7.30 Uhr möglich. Dann scheint die Sonne aufs Zelt und es wird zu heiß. Zum Frühstücken suche ich eine Schattenecke auf. Danach geht es ins Schwimmbad zum Abkühlen. Die Wassertemperatur entspricht mir mit 26 Grad.
Das Nachbarpaar an den ersten zwei Tagen sind beide Lehrer aus Steinfurth. Hilfsbereit, sie stellten mir einen Hocker und kochendes Wasser am Morgen zur Verfügung. Aber sehr anstrengend. Ich bekomme sehr viele Dinge erzählt, die ich nicht erfragt habe und die mich nicht interessieren. Zu allem wussten sie endlos viel zu erzählen. Bin froh als sie wieder weiterfuhren, zumal der kleine dicke Nachbar nachts so laut schnarchte, dass ich mein Oropax aktivieren musste.

Nach dem Baden bin ich am ersten Tag in die Stadt gefahren. Graz ist Weltkulturerbe. Es gibt alte und schöne Gebäude, kleine Läden, natürlich auch die Kettengeschäfte. Viele Touristen sind unterwegs. Die Holländer werden dieses Mal von den nahe wohnenden Italiener übertroffen.
Auf dem Hauptplatz findet ein Lesereisefestival statt. Auf großen Kissen kann ich im Schatten sitzen, dösen und Lesungen zuhören. Am Abend liest ein bekannter österreichischer Schriftsteller, Folke Tegetthoff aus seinem letzten Werk vor. Anstatt ein Buch in die Hand zu nehmen trägt er aus einem e-Book vor. Sein Thema „Glücklich in 3 Sekunden“ ist interessant, die Gegenwart besteht nur aus diesen 3 Sekunden. Davor, danach ist bereits die Vergangenheit bzw. die Zukunft.
Bei einem weiteren Stadtbesuch erkundige ich den Schlossberg und Straßen etwas abseits vom Zentrum auf der anderen Murseite. Dort sind die Häuser nicht mehr in ganz so gutem Zustand. Das Viertel wirkt deutlich ärmer.

Die Steiermark ist die Heimat von Peter Rosegger. Gerade wird sein 170. Geburtstag gefeiert. Habe in frühen Jahren seine Kindheitsbiographie „Als ich noch der Waldbauernbub war“ gelesen.

Andere Tage habe ich es wegen der Hitze nicht in die Stadt geschafft. Mit den österreichischen Nachbarn unterhalten, im Schatten am Schwimmbad gelegen, geschwommen – immer die Sonne meidend. Mir werden Tisch und Stuhl zur Verfügung gestellt, inkl. Nutzung eines Kühlschranks (von einer netten Nachbarin gegenüber). Kann jetzt wieder Käse kaufen und sogar ein Bier kaltstellen.

Auf dem Campingplatz habe ich einen Radler vom vorherigen Platz wiedergetroffen. Wir sind ein Bier trinken gegangen. Er ist Kolumbianer, wohnt in Italien, 31 Jahre alt und arbeitet demnächst freiwillig für einen Monat auf einer Farm im Umfeld von Graz. Vorher war er in Deutschland und hat in Holland auf einem Bauernhof gearbeitet. Die Wege legte er mit dem Fahrrad zurück. Er weiß nicht welche Arbeit zum Geldverdienen er demnächst bekommt. Trotzdem sehe ich seine Lebensfreude. Er ist unbekümmert und spontan. Solche Eigenschaften sind mir im Laufe des Lebens etwas abhanden gekommen. Ich plane viel, das Spontane fehlt mir. Könnte mir nicht vorstellen ohne Karte – wie er – zu fahren.

Das Wetter bleibt unbestimmt lange sehr heiß – wohl bis Donnerstag, wenn die Vorhersage sich nicht wieder korrigiert. Werde mich wohl erst am Freitag auf den Weg machen.

Da ich viel Zeit habe, die Abende demnächst länger werden, besitze ich seit gestern ein 190 g schweren e-Book-Reader. Einige e-Bücher lagerten bereits auf meinem Netbook.

Entlang der Mur.

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Jul 312013
 

DSC0056285. Reisetag

4681 km

 

Die Sonne heizt mich schon am Morgen auf. Fahre die Mur stromab. Bin leider kein Fischlein, dann würde es nur bergab gehen und für Kühlung wäre gesorgt. Der Radweg nutzt die Hanglagen auf beiden Seiten des Flusses. Mittags mache ich auf einer Bank ein kleines Schläfchen. Hinterher bin ich ausgeruht, die Temperatur ist aber weiter gestiegen. In Judenburg esse ich ein Steierer Becher Eis – Vanilleeis mit (Kürbis-)Kernöl. Die Steiermark ist das Kürbisanbaugebiet Österreichs. Bin an diversen Kürbisfeldern vorbeigefahren.

In der Eisdiele tausche ich das mittlerweile heiße Wasser der Trinkflasche gegen kaltes und fahre die letzten Kilometer zum 50plus-Campingplatz. Der Zusatz treibt den Übernachtungspreis in die Höhe. Mehr Komfort ist nicht angesagt. Habe gerade mein Zelt aufgebaut, da setzt ein Sturm mit Regen ein. Die düsteren Wolken kündigten ihn bereits an. In einem Unterstand verbringe ich das kleine Unwetter. Danach ist es etwas kühler.
Esse ein erstaunlich gutes Abendgericht in einem nahen Landgasthof. Bin müde durch die Hitzefahrt. Verziehe mich früh ins Zelt.

Am nächsten Morgen ist der Himmel bewölkt – wie schön. Es ist angenehm warm, aber nicht heiß. Das Fahren bringt Spaß und strengt nicht an. Anfangs ist das Murtal breit. Getreide und Maisfelder säumen den Weg. Viele Scheunen mit ihren spitz zulaufenden und mit Ziegeln verkleideten Fenstern lassen diese wie Kirchenschiffe aussehen.
Das Tal ist relativ dicht besiedelt von kleinen und größeren Orten. Im gebirgigen Österreich sind die Täler die Transportwege. Je enger das Tal, desto mehr drängeln sich Eisenbahn, Autobahn, Straße und die Fahrradwege. Kurz vor Bruck wird auch das Murtal eng. Schön zwischen den Verkehrswegen liegt mein Campingplatz. Dank Oropax habe ich gut geschlafen.

Am nächsten Morgen bemerke ich an meinem Fahrradschloss einen nächtlichen Angriff – zum Glück laienhaft. Hatte es am Abend – etwas abseits vom Zelt – mit zwei Schlössern am Fahrradständer und einem weiteren Metallgitter befestigt. Das leichtere biegsamere Schloss war an-, aber nicht durchgeschnitten. Das stabilere ist heil geblieben. Nehme es als Hinweis große Sorgfalt bezüglich Sicherheit walten zu lassen. Bin bisher eher lax damit umgegangen.

Entgegen der Vorhersage ist der Himmel am Morgen wieder bewölkt. Freue mich darüber, denn die Hitze lässt mich nicht nur schwitzen, sie raubt auch meine Energie.

Der Sturm vom Vortag hat deutliche Schäden hinterlassen. Viele Bäume sind umgeknickt. Das beschädigte Wahlplakat der SPÖ „Stürmischen Zeiten“ zeigt die leeren Worte der Politiker.

Das Tal bleibt eng und bewaldet. Die Fahrt geht auf schönen kleinen Wegen nicht allzu sehr in die Höhe. Die Autobahn verschwindet in den Berg. Die Mur und auch die anderen Flüsse sind schnellfließend mit – trotz der Trockenheit – viel Wasser. Da verschwinden in den Höhen wohl die Gletscher. An schmalen Abschnitten wird die Mur zu einem langgezogenen See mit Staudamm für die Stromerzeugung.

Manchmal kommen mir Radreisegruppen entgegen. Sie werden mit Bus und Anhänger zu schönen Abschnitten gefahren und dann losgelassen. Die Kirchen sehen von außen schlicht aus. Drinnen sind sie fast erdrückend überladen. Viel Arbeit für den, der staubwischen muss.

Nach etwa 60 km komme ich am Nachmittag in Graz – der Hauptstadt der Steiermark an.