Taifun Yolanda – zwei Jahre danach.

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Feb 292016
 
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Alles weg.

1024. Reisetag

30.179 km

 

Der Inselsprung ist diesmal bootlos. Eine 2,2 Kilometer lange Brücke verbindet Leyte mit Samar. Nach dem Wechsel geht’s wie üblich entlang der Küste, mal nah dran mal fern. Die Landschaft, na ja, nichts Besonderes für mich, Küste, Berge, Bananen und Kokospalmen dazwischen kleine Dörfer. Erstaunt bin ich über das wasserreiche Inselinnere. Viele Flüsse habe ich zu überqueren.

Mein Ziel ist zunächst der 150 Kilometer entfernte Südzipfel. Für eine Tagesstrecke ist es eigentlich zu weit. Da es nur wenige Orte gibt, sind die Übernachtungsmöglichkeiten rar. Ein Resort (fast jede Unterkunft titelt sich so) im schönen Felsumfeld ist mir mit 80 Euro zu teuer, ein anderes zu schäbig bei hohem Preis. Ich biete für letzteres die Hälfte, aber handeln ist nicht üblich auf den Philippinen. Freundlich gehen wir auseinander. Von der nächsten Unterkunft hat der Taifun nur Ruinen stehen gelassen.

Ich habe mich fast darauf eingestellt bis in den Abend zu radeln. Da sehe ich ein weiteres Resort-Schild am Straßenrand. Über eine Holperstraße erreiche ich das Meer, direkt am Ufer eine Art Turmhaus.
Rundherum Unterstände mit Karaoke-Musikanlagen. Mir wird gesagt, es ist ein Event-Zentrum für Feierlichkeiten und Meetings. An diesem Tag bin ich der einzige Gast und es ist wunderbar ruhig.
An einer Bar sitzt ein Westler aus den USA. Er ist mit seiner philippinischen Frau zu Besuch und hilft ihrer Familie bei der Renovierung. Der Taifun Yolanda hatte das oberste Stockwerk mitgenommen und diverse weitere Schäden verursacht.
Im Turmhaus sind fünf Zimmer zu vermieten. Ich bin froh eine Unterkunft gefunden zu haben, sogar eine recht schöne mit Weitblick übers Wasser. Am Abend sitze ich auf dem Anlegesteg sehe über dem Meer den Vollmond aufgehen. Um mich herum schwirren Glühwürmchen im Mangrovengebüsch. Könnte romantisch sein, bin nur leider alleine.

Am nächsten Tag merke ich wie gut die Fahrtunterbrechung war. Diverse Hügel und ein beständiger Wind stellen sich mir entgegen. Erst am frühen Nachmittag erreiche ich die südlich gelegene Stadt Guiuan.

Über diese Stadt war vor zwei Jahren der Taifun Yolanda mit 300 h/km hergefallen. Von den meist einfachen mit Wellblech bedeckten Häusern ist wenig übrig geblieben. Häuserruinen, die Markthallen ohne Dach, eine zerstörte Kirche, zeugen noch immer von seiner Zerstörungskraft. Am südlichen Inselufer hatte der Taifun seinen „Landfall“. Nur Mauerreste sind übrig geblieben. Kokosplantagen, alles platt gemacht.
Statt auf Touristen treffe ich beim Essen auf Mitarbeiter von Oxfam. Sie arbeiten an der Erneuerung der Wasserversorgung. Diverse Hilfsorganisationen sind in diesem Gebiet tätig oder gewesen. Ob auf Verkaufshütten, Booten und Rikschas, jeder weist auf seine Spende hin.

Das beständige schöne Wetter der westlichen Philippinen ist verschwunden. Auf den östlichen Inseln endet so langsam die Regenzeit. Wolken am Himmel sind mir angenehm, heftiger Regen trotz Wärme leider nicht. Davor Schutz zu suchen ist wohl so eine Art Urtrieb, bei mir wenigstens. Meist habe ich Glück bei meiner Weiterfahrt. Bevor es richtig zu Schütten anfängt, finde ich ein Schutzdach.
Nass bin ich trotzdem, von Innen. Sobald die Sonne durchkommt steigen die Temperaturen schnell auf 40 Grad (in der Sonne, im Schatten auf ca. 35) ab späten Vormittag. Ein wichtiger Grund möglichst früh auf der Straße zu sein.

Ab jetzt geht’s in die nördliche Richtung. Ich muss mich nicht beeilen. Nach Manila sind es ca. 1000 Kilometer und dafür habe ich einen Monat Zeit. Die Streckenlänge bestimmen die Übernachtungsmöglichkeiten. So liegt die nächste erst in 110 Kilometer Entfernung in der Stadt Borongan. Wenn sich nichts „Ernsthaftes“ in den Weg stellt schaffe ich es problemlos, sogar vor der nachmittaglichen Hitze.

Die Stadt unterscheidet sich wenig von den anderen. Sie besitzt aber eine schöne Uferpromenade mit abendlichen Essensständen. Leider wird nichts Fischiges angeboten. Nur Fleischspießchen und diverse panierte Hühnerteile. Dort trinke ich mein abendliches Bier und schaue den Frisbee-Spielen auf dem breiten Ufersteifen zu. Bevor ihre Mannschaftspiele starten machen sie Lockerungsübungen und „werfen sich ein“. Die Jugendlichen sind richtig gut darin.