Entlang der Kauri-Coast.

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Okt 302016
 

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18. Reisetag

423 km

5023 Höhenmeter

 

Seitenwechsel. Wir radeln wieder von der Ostküste zur Westküste. Es sind ca. fünfzig bergige Kilometer. Der Labour-Day Rückverkehr kommt uns entgegen. Das ist zwar unangenehm, weil gerast wird, stört aber nicht so.

Im Gegensatz zum schwül-heißen Klima in Südostasien empfinde ich die Temperaturen mit 18 bis 25 Grad in Neuseeland angenehm – optimales Radelwetter. Aber nicht nur. In kürzester Zeit wechselt der Sonnenschein zu heftigen Wolkenbrüchen. Wir schaffen es kaum in unsere Regenwäsche. Der stetige Wind bläst selten in Fahrtrichtung und ist im Gegensatz zu den heißen Sonnenstrahlen kalt.

Der Neuseeländer liebt das Unterwegssein, die vielen westlichen Touristen mit ihren Camper-Vans auch. Das Land ist darauf eingestellt. Selbst in Fahrradentfernung befinden sich Campingplätze, die sich „Holiday-Parks“ nennen. Sie sind mit Küchen, mit kleinen und oft auch größeren Cabins (Hütten) und Aufenthaltsraum gut ausgestattet. Die Internetverbindung hingegen ist erstaunlich schlecht.

Wir radeln entlang des tasmanischen Meeres an der Kauri-Küste, benannt nach den mächtigen Kauri-Bäumen. Bevor die ersten Siedler ins Land kamen gab es riesige Wälder mit diesen alten Koniferen-Bäumen, die bis zu 2000 Jahre alt wurden und einen Stammdurchmesser von bis zu acht Meter haben konnten. Das Holz war gut und begehrt, die Wälder wurden deswegen abgeholzt. Heute gibt es nur noch wenige alte Exemplare davon, die unter Schutz stehen und Touristenattraktion sind.

Der Besuch des Kauri-Museums in Matakohe zeigt uns die Ausbeutung, Verarbeitung und den Untergang der alten Baumriesen. Als Zugabe in der Ausstellung wird die Lebensweise der Siedler beschrieben. Kein Wort über die Maori, die lange vor den ersten Siedlern ins Land kamen.

Ausnahmsweise liegt mal ein 30 km flacher Küstenabschnittes vor uns. Rundherum Wiesen mit Rindern, nur selten ein kleiner Wald, manchmal eine hohe Hecke als Windschutz. Freude wegen der flachen Wegstrecke kommt nicht auf. Ein strenger NW-Wind peitscht uns entgegen und reduziert unsere Geschwindigkeit oft auf Fußgängertempo.

Um solche Strapazen in Zukunft zu vermeiden werden wir lieber einen Pausentag einlegen als dem Wind trotzen. Erschöpft erreichen wir die kleine Stadt Dargaville. Außer einem für uns nützlichen Supermarkt ist im Ort nichts Interessantes.

Die Weiterfahrt erfolgt bei mäßigem Wind wieder durchs Hügelland. Am Fuße einer Bergkette übernachten wir auf einem besonders schönen Campingplatz direkt an einem Flusslauf. Nur Holztransporter, die auch des Nachts unterwegs sind, stören unsere Ruhe.

Bergauf auf schlechter Schotterstraße gelangen wir am nächsten Morgen in das Schutzgebiet der Kauri-Bäume. Nach kurzer Etappe erreichen wir einen Waldcampingplatz mit Hütten, etwas heruntergekommen und verlassen. Der Tag endet friedlich mit Blick auf Waipoua-River.

Die nächste morgendliche Bergfahrt ist wunderschön. Die Straße führt durch dichten Urwald aus dem vereinzelt Kauri-Bäume in den Himmel ragen. Zwei besondere Baum-Exemplare sind für die Touristen zugänglich gemacht. Der Vater der Kauri-Bäume „Matua Ngahere“ und der mächtigste noch lebende Kauri „Tane Mahuta“ mit einem Stammdurchmesser von 4,40 m und einem Alter von 1500 bis 2000 Jahren. Bergab geht es wieder hinunter ins hügelige Land. Kurz vorm erreichen der Küste gibt es mal wieder eine längere 14%ige Steigung. Wir fahren solange die Kräfte reichen, dann schieben wir. Oben angekommen, bietet sich eine weite Sicht auf einen breiten Meereseinschnitt mit großer Sanddüne dahinter, das entschädigt uns ein wenig. Ein netter Reisebusfahrer überreicht uns zwei gekühlte Wasserflaschen, das freut.

Die Weiterfahrt entlang der langgezogenen Bucht ist anfangs leicht bei Rückenwind. Die Überlegung hier die Nacht zu verbringen verwerfen wir, da „nur“ noch vermeintliche 15 km zum anvisierten Ziel vor uns liegen. Später bedauern wir es, da zusätzlich nochmals 300 Höhenmeter und weitere Kilometer hinzukommen.

In Rawene mieten wir uns erschöpft auf einem Campingplatz in eine Hütte ein, zum Einkaufen ist es zu spät. Darben müssen wir nicht. Zu unseren Instantnudeln bekommen wir von der Campingplatzbesitzerin Brokkoli, von den Imkern aus der Hütte nebenan Kartoffeln, Erbsen und ein Bier geschenkt, von einem Camper-Motorradfahrer dazu noch eine Dose Tunfisch. Welch köstliches Abendmal.

Am nächsten Morgen verweigert Marie die Weiterfahrt. Die 1000 Höhenmeter des letzten Tages sind noch nicht ganz verarbeitet.

Ins grüne Hügelland.

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Okt 242016
 

dsc0557610. Reisetag

202 km

 

Jetzt beginnt die Herausforderung für mich. Ein halbes Jahr von zu Hause weg sein ist eins, das „Wie“ des Unterwegs sein, ist die eigentliche Herausforderung. Aus eigener Kraft. Mich Meter für Meter vorwärtsschieben. Den gesamten Hausstand auf ein paar Taschen verteilt. Nicht Wissen, ob es am Zielort wirklich eine freie Unterkunft gibt. Viele Zeltnächte stehen mir bevor. Es gibt mehr zu überwinden als Berge.

Dann geht es los. Der Weg aus der Stadt führt uns auf gutem Radweg entlang einer Autobahn. Viele Radfahrer, die uns begegnen grüßen freundlich. Wie einfach ist es doch ein Lächeln zu verschenken und damit die Welt etwas freundlicher zu machen.

Nach einiger Zeit radeln wir auf Landstraßen, die Landschaft wird lieblich ländlich und hügeliger. Zwei Damen, die an der Straße entlang spazieren sprechen uns an, „What are you guys doing there?“ Das frage ich mich mittlerweile auch, aber darauf komme ich später zurück. Jedenfalls sind Patricia, deren Mann mit deutschen alten Auto handelt und ihre Freundin sehr gesprächig und positiv gestimmt.

Wir fahren weiter durch ein Weinanbaugebiet, welches mit hohen Hecken gesäumt ist und dann Hügel auf und ab mit teilweise so starker Steigung, dass wir schieben müssen. Mit Gepäck auch nicht viel leichter.

Ziemlich erschöpft erreichen wir Helensville und bauen unser Zelt auf einer feuchten Wiese mit hohem Gras auf. In der Campingküche kochen wir uns leckere Instantnudeln und fallen ziemlich früh in tiefen Schlaf. Tags darauf besuchen wir das Thermalbad nebenan, welches von einer heißen Quelle gespeist wird. Irritierenderweise sind wir fast die einzigen Gäste.

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Wellford. Der Verkehr wird immer dichter. Im Motel, in dem wir für die nächste Nacht einchecken erfahren wir den Grund. „Labour Weekend“ ein verlängertes Wochenende und alle Auckländer fahren mit Kind, Kegel, Boot und was sonst noch so auf den Hänger oder ins Wohnmobil passt Richtung Nordküste.

Wellford ist ein nichtssagendes Straßenstädtchen, wo es hauptsächlich „Takeaway“ Essen gibt. Auch wir verspeisen unser leckeres, indisches Essen von einem Pappteller in einem indischen Schnellimbiss.

Wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf der Hauptstraße ändern wir unsere Route und fahren zur Ostküste nach Manghawai. Wir mieten einen Campingwagen mit Seeblick und bleiben die nächsten 2 Nächte im Ort. Unseren Tagesausflug am Sonntag ändern wir ebenfalls wegen der doch sehr strapaziösen Bergetappen. Stattdessen machen wir einen Strandspaziergang.

Was mich nervt, sind die Autofahrer. Manche fahren bis auf einige Zentimeter Abstand an uns vorbei. Das Ganze dann noch an Steigungen, wo man sowieso wackeliger fährt. Ich werde mir noch eine entspanntere Haltung zulegen müssen.

Wieder unterwegs …

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Okt 192016
 

dsc055296. Reisetag

44 km

 

… doch dieses Mal nicht alleine. Die nächsten sechs Monate begleitet mich Marie durch Neuseeland.

Die Räder sind im Karton, unser Gepäck zu zwei Bündeln komprimiert. Das Freigepäck bei Etihad beträgt zwei mal 23 kg, das passt. Zwei, um jeweils sechs Stunden verkürzte Tage sind zu bewältigen – im Flugzeug. An Schlaf ist nicht zu denken, der Rücken schmerzt vom langen beengten Sitzen.
Die Ökobilanz einer Fahrradtour ist dahin. Der CO2-Ausstoß des Fluges nach Neuseeland beträgt 7,5 Tonnen pro Person, ca. 70 Prozent des durchschnittlichen Jahresumsatzes eines Menschen in Deutschland. Wir kaufen Absolution für jeweils 185 Euro pro Flug/Person bei Atmosfair. Trotzdem, ein schlechtes Gewissen bleibt.

Am frühen Morgen des dritten Tages erreichen wir endlich Neuseeland. Die Kontrollen sind streng. Kein Nahrungsmittel darf eingeführt werden. Spürhunde laufen herum und beschnüffeln das Gepäck. Die Einfuhr jedweder Nahrungsmittel ist verboten. Unsere Räder sind pingelig gesäubert. Kein Krümel fremder Erde darf ins Land. Zur Sicherheit wird beim Eintritt ins Land alles noch einmal durch einen Scanner geschickt.

Wir sind im Land der langen weißen Wolke – Aotearoa – wie es die Maoris nennen. Damals als die ersten Polynesier mit ihren Booten hier ankamen noch menschenleer, heute mit ca. 4,5 Millionen Einwohnern auch nicht dicht besiedelt. Davon lebt ein Drittel der Bevölkerung in Auckland, der Stadt in der wir ankommen.

Ein Regenbogen begrüßt uns, der dazu gehörige Regen holt uns nach fünf Kilometer ein, erst sanft, dann heftig. 20 Kilometer sind es bis zur Jugendherberge in der City. Wir kämpfen uns mühsam über die vielen kleinen Hügel. Ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kommen wird.

Beim ersten Stadtgang fühle ich mich nach Indien versetzt. Reihenweise Stände mit indischen Gerichten. Auf Bühnen und der Straße wird getanzt. Die Indische Gemeinde in Auckland feiert Diwali, das Lichterfest. Überhaupt lebt in dieser Big City eine Völkervielfalt. Hinzu kommen viele jugendliche Work- und Travel-Reisende, die in Auckland starten und sich die Stadt anschauen.

Der innere Stadtbezirk bietet kaum etwas Besonderes. Die üblichen Kettenläden, moderne Glaspaläste haben bereits viele der alten viktorianischen Gebäude verdrängt. Halt eine geschäftige Innenstadt.

Schön ist der Spaziergang entlang der Hafenpromenade. Sie wurde für die Touristen aufgepeppelt und ist entsprechend bevölkert. Angenehme Abwechslung und Ruhe finden wir in den nahen Parkanlagen mit mächtigen alten Bäumen und Dschungelpfaden.

Um uns ein wenig auf den Linksverkehr einzustimmen radeln wir an unserem letzten Tag in Auckland an der Küste entlang. Diese ist gesäumt von noblen, fast steril wirkenden Villen der Reichen. Am Strand ebenfalls eine heile Weltkulisse von Müttern, die mit ihren Kindern spielen und Sport treibende Menschen. Und damit die Welt auch so schön und heil bleibt stehen überall Schilder mit Verhaltensregeln.

 

Start

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Okt 132016
 

In den nächsten Tagen erscheint hier der erste Post meiner Neuseeland-Tour.