Nov 172015
 

DSC02158921. Reisetag

26.974 km

220 km Bootsfahrt

 

Es ist bitterkalt im Passagierraum des Express-Bootes mit dem ich Kuching verlasse. Die Klimaanlage ist wie üblich auf höchste Stufe gestellt.
Zunächst geht die Fahrt zwei Stunden übers offene Meer. Wellen, Wind, Regen und Gischt, bei fast 50 km/h, bringen das Boot gehörig in Schwingungen. Ich hefte meinen magenberuhigenden Blick auf die Horizontlinie, das hilft. Ruhiger wird es sobald wir in ein Netzwerk von Flussarmen eindringen, das weit ins Binnenland hineinragt.

Flüsse sind die wichtigsten Verkehrsadern dieser drittgrößten lnsel der Welt. Eine durchgehende Straße gibt es auf der malaiischen Nordseite der Insel, den Pan-Borneo-Highway. Der größere indonesische Teil ist so gut wie straßenlos.

Die Flussfahrt mäandert durch eine flache mit Palmen bewachsene Landschaft. Baumstämme aus dem Urwald des Hinterlands, legal oder illegal geschlagen, liegen gestapelt am Ufer um per Schiff zu den Sägewerken transportiert zu werden. Das Boot hält in den wenigen Ortschaften, die wir passieren.

Die Fahrt endet in Sibu am Rejang River. Durch diese Bootsfahrt habe ich mir einen 400 km Straßenbogen durchs hügelige Innenland erspart.

Sibu ist eine moderne Hafen- und Handelsstadt. Über den 500 km langem Fluss werden von hier aus die Ortschaften des Binnenlandes versorgt.

In Sibu bleibe ich den nächsten Tag. Direkt am Fluss steht eine alte siebenstöckige Pagode, die ich besteigen kann. Ich habe eine gute Sicht hinunter auf die Stadt und den breiten schnellfließenden Fluss mit seinen am Ufer liegenden Booten. Der langanhaltende Dunst ist verschwunden. Der viele Regen hat wohl die Buschbrände gelöscht.

Beim Gang durch die Markthallen fallen besonders die in Zeitungspapier gewickelten Hühner und Enten auf. Ein Huhn kostet 2,50 €. Auf dem Platz vor den Hallen bieten private Verkäufer auf dem Boden sitzend ein Durcheinander von eigenen Produkte an. Lecker sehen die dicken Maden aus.

Bei trübem Wetter starte ich am nächsten Morgen meine Inseltour auf dem Pan-Borneo-Highway zur 850 km entfernten Stadt Kota Kinabalu. Von dort aus werde ich am 9. Dezember nach Manila fliegen. Den Flug habe ich bereits gebucht.

Die Bedingungen sind nicht günstig. Ich hatte mir vorgestellt, ich fahre durch menschenleere Landschaften mit wenig Verkehr. Ersteres stimmt. Ortschaften und Einkaufsmöglichkeiten gibt nur alle 30 bis 50 Kilometer. Der Verkehr ist leider heftig, die Straße schmal. Begegnen sich zwei Lastwagen, wird es unangenehm eng. Den schnell fahrenden Pkws fehlt oft das Gefühl zur Distanz. Ich muss Spur halten. Selbst bei den vielen Schlaglöchern darf ich nicht ausweichen sondern muss bremsen. Trotz Blick in den Rückspiegel sind die von hinten kommenden Autos zu schnell neben mir.

In Berichten von anderen Reisenden dominieren riesige Ölpalmplantagen die Landschaft. So schlimm empfinge ich es (noch?) nicht. Ich sehe zwar viele Ölpalmanpflanzungen, sie haben den Urwald oder was von ihm nach dem Fällen der Nutzhölzer übrig geblieben ist, nicht verdrängt. Für große Plantagen scheint das Gelände zu bergig zu sein.

Die ersten Langhäuser stehen nahe der Straße. Hinter einer durchgehenden überdachten Veranda liegen die Wohneinheiten direkt nebeneinander. Die Häuser können Längen von 100 Meter und mehr erreichen. In so einem Haus wohnt die gesamte Dorfgemeinschaft. Die Häuser stehen meist einzeln im grünen Umfeld.
Ihr Zustand und Ausstattung ist sehr unterschiedlich und reicht von einfachen Holzhäusern auf Stelzen bis zu modernen Steinhäusern mit Klimaanlage.

Das Fahren an diesem Tag ist nicht unschön. Der kurz nach der Abfahrt einsetzende Nieselregen wechselt oft in einen kräftigen Guss. Unterstände in der dünnbesiedelten Landschaft gibt es nicht mehr. Ich bin durchnass, trotz Regenjacke. Meine Erfahrung mit diesem teuren atmungsaktiven Goretex-Regenschutz ist schlecht. Bereits nach zwei Jahren versagt der Regenschutz. Ich muss immer wieder das Wasser aus den Ärmeln schütteln.
An so einem Regentag schwitze ich nicht. Was ist besser. Nieselregen mit angenehmen Temperaturen oder schweißtreibender Sonnenschein. Zum Fahren ersteres, zum Schauen letzteres. Anstrengender bleibt trotzdem das Regenfahren. Die Lastwagen hüllen mich beim Vorbeifahren in eine Spritzwolke ein. Den mit Wasser gefüllten Schlaglöchern ist die Tiefe nicht anzusehen. Meine Brille habe ich abgenommen, da der Blick durch die Regentropfen vernebelt ist.

Unterkünfte sind rar und stehen in keinem Reiseführer. Zum Glück habe ich in einem Blog von Übernachtungsmöglichkeiten in den zwei Orten meiner Durchfahrt gelesen. Die erste Unterkunft zu finden ist nicht einfach. Schilder sehe ich keine. Ein freundlicher Autofahrer klärt mich auf, dass ich in einem Laden nach dem Vermieter suchen soll. Ich bekomme ein Zimmer angeboten, mit schmuddeliger Gemeinschaftsdusche und -WC. Am nächsten Tag finde ich die Unterkunft einfacher, sie ist aber nicht besser. Für die Zimmer wird ein viel zu hoher Preis verlangt. Trotzdem bin ich froh ein festes Dach über dem Kopf zu haben und nicht irgendwo mein Zelt aufschlagen zu müssen.

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