Mai 122012
 

26. Reisetag

1144 km

 

Das war eine Überraschung. Nach über 1000 km Fahrt durch Kanada tauchte gestern bei der Abfahrt in 750 m Höhe die erste Schutzhütte auf, mit Holzpritschen zum Übernachten. Auf der einen Seite der weite Blick ins Tal, auf der anderen eine 40 m hohe Felswand, dazwischen die Hütte und der Weg.

Dass ich hier die Nacht verbringe war mir sofort klar. Mein Wasservorrat betrug 2,5 l. Langt gerade für eine abendliche Suppe und den Morgenkaffee mit Müsli. Ein zufällig vorbeikommender Quadfahrer, in meiner Beliebtheitsskala eher unten stehend wegen der Wegaufwühlung, brachte mir auf Anfrage mit einer erneuten Tour 3 l Wasser nach. Damit war Luxus angesagt.

Lange saß ich auf einem Stein und genoss den Blick in die Weite, bis die Sonne den Bergschatten auf mich warf. Unten mäanderte ein Fluss, Wiesen, dahinter Berge mit Wald, vereinzelt Häuser und ganz in der Ferne ein Schneeberg. So eine Ruhe hatte ich auf dieser Reise noch nicht verspürt. Es war schön alleine zu sein. Nur eine sehr vertraute Person hätte meinen Frieden nicht stören können.

In Midway war die Endstation der Kettle Valley Railway und der Beginn der Columbia & Western Railway. Ich blieb also auf dem Trail. Leider war dieser auch weiterhin nicht immer einfach zu befahren. Steinig, sandig und weitere Hindernisse. Mal ist ein Tor mit einem Gatter mit Schloss versehen. Muss dann Fahrrad und Taschen darüberheben. Farmer haben große Steine vor die Gatter gelegt, wieder ist heben angesagt. Der Trail kann auch einfach auf einer Wiese enden, dann ist meist ein Hinweis zu einer Straße gegeben. Immer das Hoffen, dass es irgendwie weitergeht und ich nicht zurückfahren muss.

Midway liegt im Tal des Kettle Valley River, nahe der Grenze zur USA. Wäre gerne am Fluss weitergefahren. Müsste dabei für eine kurze Wegstrecke die Grenze überschreiten. Wegen der schwierigen Einreisebedingungen: Keine Lebensmittel mitnehmen, vorher Antrag im Internet stellen versuche ich es gar nicht und wähle die Bergetappe.

Durch Farmland mit Weiden für die Rinder ging es mit eisenbahnmäßiger Steigung (2%) aufwärts. Nach 15 km tauchte eine ca. 15 m hohe lange Wand von Schlacken am Ortsrand auf. Diese wirkte düster und bedrohlich. Ich fuhr durch Greenwood, in dem vor langen Jahren Kupfererze verhüttet wurden. Dem Erzreichtum dieser Gegend sind die Eisenbahntrassen zu verdanken.

Mittags nach 450 Höhenmetern war die Bergkuppe und die ehemalige Erholt Station erreicht. Hier war 1915 ein Eisenbahnknotenpunkt. Einfach nicht vorzustellen, ich war alleine mitten im Wald.

Auf steinigem Weg ging es abwärts. Am Hang entlang und durch zwei Tunnel, oft mit weitem Blick ins Tal. Bei der Fahrt musste ich mich auf den Weg konzentrieren. Die Weite konnte ich nur im Stehen genießen. Bis die Hütte am Wegesrand auftauchte in der ich einen wunderschönen Nachmittag und Abend verbrachte.

Am Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen und es war fast warm beim Kaffeetrinken draußen auf der Bank.

Auf der Rumpelpiste ging es heute weiter ins Tal und 20 km am Kettle River entlang zum Christina Lake. Es war warm geworden. Hoffe die Zeit der Nachtfröste ist vorbei, denn Morgen geht es wieder in die Höhe.

 

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