Mrz 302014
 

DSC03273329. Reisetag

 

Am Vormittag mache ich einen ausgedehnten Spaziergang. Ich steige hinunter in ein beginnendes Tal. Anfangs säumen dünenartige Erhebungen aus hellem Tuffstein die Abhänge. Dazwischen blühende Sträucher und immer wieder in das Gestein gehauene Höhlen. Bald werden die Flanken steil. Die oberste Schicht am Hang sieht aus wie ein Dachüberhang oder eine breite Hutkrempe. Der Talboden ist flach und schmal. Hier wachsen einige Obstbäume und kleine Felder sind angelegt.
In dem Hang sind Taubenschläge angelegt, geschützt mit Blechen, damit keine Eierdiebe oder Taubenmörder einen Zugang haben. Taubenschläge, kunstvoll angelegt oder einfach, sind in den Höhenlagen fast aller Schluchten und im oberen Abschnitt der Feenkamine zu finden.
Die Tauben sind im Islam das Symbol der Familienbande und des Friedens. Im Christentum symbolisieren sie die göttliche Seele.
Ihre Hinterlassenschaft war/ist ein begehrter Dünger.

Feenkamine in den unterschiedlichsten Formen, als Kegel, mit Hut und fast immer mit ehemaligen Wohnhöhlen stehen im breiter werdenden Tal. Im Ort Göreme sind sie in die Hotellandschaft integriert und werden genutzt.

Ich merke, dass der Spaziergang mich anstrengt. Muss akzeptieren, dass ein Schnupfen Kräfte raubt und mich energielos macht.
Am Himmel zieht eine dunkle Wolkenwand auf, in der Ferne höre ich den Donner grollen. Mache mich schleunigst auf den Rückweg. Versuche es mit einem anderen Weg. Der geht entlang eines Nebentals, bald aber sehr steil in die Höhe. Schwierig ist der Aufstieg, wenn eine feine Sandschicht auf dem festen Gestein liegt. Da muss ich schon meine Hände schmutzig machen, denn der Fall wäre tief. Oben auf der Höhe erreiche ich die geteerte Straße, dass ist weniger schön. Die Gewitterfront bleibt hinter mir, dass ist erfreulich, zumal ich meine Regensachen nicht dabei habe.

Die Abende sind kalt auf 1300 m Höhe. In meinem Zimmer heize ich den Ofen mit Holz und Kohle. In der Nacht kommt der Regen, er hält bis weit in den nächsten Vormittag an. Das Land freut sich, es war lange trocken.
Ich mache Erkundigungen ins nahe Umfeld. Hinter meiner Unterkunft klettere ich ins Innere zweier Feenkamine. Die Erosion nagt an ihnen. Außenwände sind teilweise eingebrochen, Stufen fehlen, so dass die Eingänge schwer erreichbar sind.
Die Bauten wurden in früheren Zeiten durch große Steinräder geschützt. Diese rollte man vor den Eingang und verkeilte sie.
Meist stehe ich in leeren Räumen, dunkel oder mit kleinen Fensteröffnungen. In einem Raum sind die Säulen einer alten Kirche zu sehen. Und immer die vielen Taubenschläge mit den Nischen der Brutplätze.
Der ganze Hang scheint wie ein Schweizer Käse zu sein. Überall Höhlen und Gänge, verschüttet, integriert in Häuser, neu angelegt, alt oder zerfallen. Leider liegt viel Müll herum, vor allem Plastikflaschen und Bierdosen.

Im Ort ist Vorwahltag mit erhöhter Lärmbereitschaft, das schmerzt fast beim Durchgehen.

Die Nacht wird kalt, -8 Grad sind angesagt. Am Morgen ist es weiterhin frisch und es bläst ein kräftiger Wind. Mit Handschuhen und Mütze mache ich mich auf den Weg. Ich durchquere die nahe Schlucht und erreiche die Höhe auf der gegenüberliegenden Seite. Auf dem Plateau wachsen Weinreben in der feinsteinigen leichten Erde, gepflegt und verwildert. Ich wandere auf einem Feldweg, der in ein anderes Tal führt und endet. Verfolge weiter einen Pfad, der wohl nur von Schafen und Ziegen geschaffen wurde. Dieser wird immer steiler, so dass ich umkehren muss. Beim Rückweg habe ich eine schöne Sicht auf die Stadt Uchisar, in der ich meine Bleibe habe.

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