Apr 132017
 

Skyline von Melbourne.

183. Reisetag

3384 km

 

Sie wissen Bescheid – wenn der Pass gescannt wird. Nein, nicht am Schalter der Neuseeland-Air, diesen suchen wir vergebens. Es gibt nur Terminals zum Selbst-Einchecken. Wir stehen ratlos davor, haben auch keine Muße und Lust damit zu beginnen. Kein Problem, ein freundlicher Herr von der Airline übernimmt die Arbeit. Er benötigt die Flugnummer und den Pass. Selbst die Daten meines Australien-Visums liegen vor. Bei der Ausreise aus Neuseeland und bei der Einreise nach Australien gibt es keinen Stempel im Pass, nur die zentral gespeicherten Daten über mich. Sicher darin enthalten die 20 Fragebogenseiten meines Antrages und eingereichten Gesundheitsdaten und was weiß ich. Unheimlich, die neue Welt!

Im Gegensatz zu Neuseeland und trotz ähnlicher Importbeschränkungen für Lebensmittel wird bei der Einreise nach Australien nichts kontrolliert, keine Spürhunde laufen herum. Die Abfertigung erfolgt ohne jegliches Warten. So schnell bin ich noch nirgends in ein Land eingereist.

Beim Verlassen des Flughafens dämmert es bereits und in der Dunkelheit fahre ich nicht gerne. Die 30 Kilometer Fahrt nach Melbourne-City erfolgt mit dem Taxi. Meine Unterkunft habe ich über Airbnb gebucht, im 12. Stock eines Wohnblocks mit Sicht auf die Hochhaussilhouette der City. Ein guter Treffer. Ein Zimmer in einer schönen Wohnung. Amar, mein Gastgeber hilft mir bei notwenigen Besorgungen. Der Akku meines Computers wird erneuert und ich erhalte Tipps für die beste Sim-Card für’s Smartphone – letztere von Aldi-Australien.

Erst nach zwei Tage Dauerregen beginne ich mit der Erkundung der nach dem Städteranking lebenswertesten Stadt der Erde.
Das Zurechtfinden ist recht einfach, die Stadt ist rechtwinklig geplant. Zwischen den großen geraden Straßen die schmäleren, oft gefolgt von Gassen nur für Fußgänger. Keine Kurven.

Ich starte auf dem Federation Square, dem touristischen Mittelpunkt mit Museen und freien Flächen auf denen Straßenkünstler und Artisten sich der Menge präsentieren. Ich schaue den Künstlern zu, besuche einige Museen und Ausstellungen und lasse mich etwas ziellos durch die City treiben.
In einer der schmalen Gassen sind die Wände voller Graphiti und Malereien und – da im Stadtführer erwähnt – voller fotografierender Menschen. In einer der Fressgassen stehen Tische in der Mitte. Zur Mittagszeit ist kaum ein Durchkommen möglich. Mein Lunch nehme ich in einem Krishna-Restaurant ein, bin durch Zufall darauf gestoßen. Mein Weg geht weiter durch moderne Arkaden. Eine Besucherschlange wartet am Eingang eines (im Reiseführer erwähnten) Café’s mit feinster Kuchenausstellung. Ansonsten sind die exquisiten Läden eher leer. Die Chinatown-Straße ist langweilig.
Die alten Hafenanlagen, die Docklands, enttäuschen. Anstatt altes aufzuhübschen wurden moderne Wohn- und Geschäftsbauten errichtet. Da haben die Stadtplaner versagt. Gegenüber der quirligen Innenstadt wirkt das alte (moderne) Hafenviertel ausgestorben.

Das Zentrum ist modern und hoch, mit (noch) vielen alten viktorianischen Bauten. Ein umfangreiches Straßenbahnnetz sorgt für den Transport. Für die Radfahrer gibt es gekennzeichnete Spuren.
Ich enthalte mich mit der Beurteilung ob es die lebenswerteste Stadt ist. Mir gefällt sie wie manche anderen.

So langsam versuche ich meine Reise durch das riesige Australien zu planen. Das ist schwierig. Mittendurch oder entlang der Küste gibt es Durststrecken über 1000 und mehr Kilometer ohne Ortschaften. Da stockt die Planung.
Zunächst werde ich mit der Fähre nach Tasmanien fahren, eine Insel von der ich einiges gelesen habe. Der Herbst ist dort bereits fortgeschritten mit Regen, kühlen Nachttemperaturen und früher Dunkelheit. Die Ostküste der Insel soll einfach zu fahren sein. Da werde ich beginnen und hoffe die Runde auf der schwierigeren Westseite („brutally hilly but beautiful“) fortzusetzen. Mal sehen.
Zurück geht es in jedem Fall wieder nach Melbourne.

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