Aug 212013
 
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Blick von der Festung auf Novi Sad. Da die Stunde wichtiger ist als die Minute ist der Stundenzeiger der längere.

106. Reisetag

5365 km 

 

Nach dem Überqueren der Donau verlasse ich die bergige Seite der Donau und wechsel zur flachen. Alle Ortsschilder sind in Serbien zweisprachig, kyrillisch und lateinisch. Sonnenblumenfelder sind verschwunden. Im saftigen Grün sehe ich in der eher trockenen Umgebung viele Möhrenfelder. Sie werden aufwendig bewässert.
Die Häuser sind in den Ortschaften nicht mehr so gereiht an der Straße. Ich meine sie sind in einem besseren Zustand als in Kroatien. Kleinere und mittelgroße Werkstätten (meist fürs Auto) und Industrieanlagen gibt es häufiger. Direkt an der Donau entstehen neue Siedlungen.

Anfangs fahre ich auf der Hauptstraße, bald kann ich auf einen Donaudamm abbiegen.
Es ist sehr heiß und das Ziel nicht mehr allzu weit. Ich suche mir zur Mittagszeit ein schattiges Plätzchen und schaue auf die Donau. Eine Fähre kommt vom weit entfernten Ufer sehr langsam auf mich zu. Sie besteht aus einem recht alten Schiff (zum Antrieb) und einer Pontonplattform. Werde auf Deutsch von einem Motorradfahrer angesprochen, der auf die Fähre wartet. Er lebt und arbeitet in Wien, ist gebürtiger Bosnier. Macht eine Rundfahrt und besucht seine ehemalige Heimat.

Auf dem Damm fahre ich weiter nach Novi Sad, der zweitgrößten Stadt Serbiens und Hauptstadt der Provinz Vojvodina. Es ist ein angenehmes in-die-Stadt-fahren, nicht durch endloser Industrieanlagen sondern auf dem Flussdamm.

Direkt im Zentrum finde ich in einem Hostel einen Private Room (Einzelzimmer). Um die Ecke ist die Fußgängerzone und ein indisches Restaurant. Bin zufrieden mit meiner Wahl und bleibe drei Tage.

Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Platz der Freiheit „Trg slobode“, auf dem früher der Markt stattfand. Jetzt ist es das Zentrum mit Sitzbänken, vielen Cafés und Fußgängerzone mit den typischen Ladenstraßen. Am zentralen Platz steht das Rathaus und die große katholische Kirche (obwohl die Katholiken gegenüber den Orthodoxen in Serbien in der Minderheit sind). In der Kirche sehe ich zum ersten Mal unter jeder Kirchenbank eine Heizung. Als Minderheit muss man einen guten Service bieten. Die orthodoxe Kirche steht etwas abseits. In ihr gibt es weder Bänke noch Stühle.

In der Stadt herrscht reger Betrieb. Gruppen von Kreuzfahrschiffen auf der Donau werden durchgeführt. Besonders abends sind viele Menschen unterwegs. Musikgruppen spielen. Die Läden haben lange geöffnet.

Bei meinen Rundgängen komme ich an einer großen alten Synagoge vorbei. Mit dem traurigen Hintergrund, dass in ihr im Zweiten Weltkrieg Juden inhaftiert waren, bevor sie weiter ins Konzentrationslager deportiert wurden.

Öfters stoße ich auf kleine Markthallen in den Vierteln. Sie kündigen sich an, wenn auf der Straße Einzelverkäufer bereits diverse Waren anbieten. Es macht mir Spaß darüber zu laufen und zu schauen.

Je weiter ich mich aus dem Zentrum entferne, desto häufiger ist die Schrift nur noch Kyrillisch. In der Schule wird Kyrillisch als erstes gelernt, etwas später folgt die lateinische Schrift. Die Serben können also den gleichen Text in beiden Schriftarten lesen. Ist das nun zweisprachig?

Die Häuser in der Stadt sind alt und schön renoviert, es gibt Plattenbauten, moderne Häuser aber auch viele alte einstmals schöne Häuser, die bitter nötig renoviert werden müssten um sie vor dem Verfall zu schützen.

Kriegsschäden sehe ich keine mehr – im Gegensatz zu Kroatien, obwohl die Stadt Ziel von NATO-Luftangriffen wurde.

Höhepunkt meiner Stadtbesichtigung ist wortwörtlich die Petrovaradin Festung, die als Wahrzeichen Novi Sads Donau und Dächer überblickt. Sie liegt auf einem Hügel zur Rechten des Flusses und bietet eine wunderbare Aussicht. Es ist eine riesige Anlage mit diversen Wällen und Gräben. Im 17. Jahrhundert war es die größte Festung Europas.

 

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