Moloch Manila.

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Dez. 122015
 

DSC03128948. Reisetag

 

Am Flughafen Manila erhalte ich den Stempel mit 30 Tage Aufenthalt in den Pass. Verlängern kann ich später im Lande. Nach dem (laut Internet notwendigen) Rückflugticket (ich hatte eins) fragte keiner.
Mein Rad packe ich nicht aus. Ich nehme ein Taxi zu meiner gebuchten Unterkunft. Der Fahrer kennt sich nicht aus. Es wären nur vier Kilometer gewesen, wir irren dafür lange durch verstopfte Straßen.
Das kleine Hotel liegt im Stadtteil Pasay. Rundherum meist ältere zweistöckige Häuser. Neubauten sehe ich keine. Auf den Straßen ein Durcheinander von Autos, Rikschas und Menschen. Der nachfolgende Film ist nicht weit von meiner Hoteltür entstanden.

Auf der Taxifahrt stelle ich bereits fest, das Leben tickt hier anders. Die geordneten malaiischen Verhältnisse wechseln zu einem (aus meiner Sicht) Chaos auf der Straße. Der Stau ist ungeordnet, die Autos stehen kreuz und quer. Wer irgend kann schiebt sich hinein und das funktioniert. Ohne hupen! Jeepneys, aufgemotzt wie Mini-Lastwagen nach amerikanischen Vorbild, beherrschen das Straßenbild. Sie sind der öffentliche Nahverkehr. Nur gebückt kommt man hinein. Gehalten und ausgestiegen wird nach Winkzeichen. Die einfache Fahrt kostet umgerechnet 16 Cent.
Da ich ihre Strecke nicht kenne, ist die Fahrt mit ihnen nicht einfach. Ich orientiere mich mittels digitaler Stadtkarte auf meinem gps-Gerät. Steige entsprechend aus und wechsele zum nächsten.

Metro-Manila hat ca. 20 Mill. Einwohner. Nur wenige davon leben im Wolkenkratzerzentrum Makati. In ihm laufe ich Kilometer lang durch Shopping-Malls, verbunden durch Brücken über die Straßen. Ich suche einen Philippinenreiseführer. In den Buchladen-Sortiments ist die ganze Welt zu finden, nur nicht das eigene Land. Werde aber fündig. Als willkommenes Nebenprodukt kaufe ich in einem gut bestücken Supermarkt Käse. Umdudelt werde ich von Gingle Bells. Alles ist weihnachtlich dekoriert. Viele gut angezogene Menschen sind unterwegs.

Mit dem Jeepney fahre ich zurück in das andere Manila. Nur ein Stadtteil weiter. In ihm ist das Leben geprägt durch harten Existenzkampf. Wer in einem festen Haus wohnt ist wohlhabend. Viele Menschen leben in Wellblechhütten, haben ihr Bett in einem einfachen kleinen Laden aufgestellt oder wohnen am Straßenrand z.B. in einer ausrangierten Fahrradrikscha. Die Wohnstube ist die Straße. Je entfernter vom Zentrum, desto extremer die Bedingungen. Von einer Brücke sehe ich das Leben der Menschen neben den Eisenbahnschienen – hoffnungslos. Laut Wikipedia lebt die Hälfte der Einwohner Groß-Manilas in Slums und die Stadt wächst täglich weiter.

Nach meiner Ankunft in Manila falle ich in einen energielosen Zustand. Ich weiß nicht weshalb. Ich komme nicht in Schwung und unternehme die ersten zwei Tage nur kleine Versorgungstouren. Der Gang durch die Malls und Reiseführerkauf war bereits ein Aufraffen.
Ich liege lieber auf dem Bett, lese Reiseberichte über die Philippinen und plane. Den Norden der Insel Luzon, auf der ich jetzt weile, werde ich trotz interessanter Ziele nicht besuchen. Die Strecken sind mir mit Höhen deutlich über 1000 m zu bergig. Außerdem muss ich zurück durch oder nahe an Manila vorbei. Richtung Süden ist es einfacher.

Meine Energie sammelt sich langsam, Sightseeing beginnt. Ich besuche die Altstadt Intramuros. Alt ist etwas übertrieben. Nur eine Kirche hat hier den 2. Weltkrieges überstanden. Manila war komplett zerstört. Zu Beginn des Krieges besiegten die Japaner die Kolonialmacht Amerika, am Ende umgekehrt.
Der Wiederaufbau im Intramuros-Viertel erfolgte nach historischen Vorbildern und ist nett für die Touristen anzuschauen. Entsprechend vielen begegne ich. Immer wieder muss ich die Rikschafahrer abwimmeln, die mir eine Rundtour anbieten. Meine Erkundungen mache ich lieber alleine, auch wenn ich dabei etwas verpasse. Das merke ich dann nicht einmal.

 

Selamat tinggal Malaysia.

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Dez. 092015
 
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Letztes Fischessen in Malaysia.

945. Reisetag

27.807 km

 

Mein linkes Handgelenk ist nach dem gestrigen Sturz geschwollen und mag keine Anstrengung oder Geschüttel. Fange deswegen den Tag langsam an. Es liegen die letzten 45 Kilometer auf Borneo vor mir. Kann diese auf relativ flacher und guter Straße, sogar mit Seitenstreifen, zurücklegen. Der Schmerz hält sich in Grenzen.

In der Ferne zeigt sich ein letztes Mal der Mount Kinabalu. Vorbei an den küstennahen Mangrovenwäldern dringe ich ein in die Vororte Kota Kinabalus, der Hauptstadt von Sabah.
Wie überall in Malaysia vergrößern sich die Städte. Um die Zentren entstehen neue Viertel, manche weit außerhalb auf der grünen Wiese. Sie sind fertig, aber leerstehend. Es sind keine Einzelhäuser, sondern große Investitionen. Ich frage mich, wo kommt das Kapital her und rentiert sich das? Ich weiß nur, dass die malaiische Währung sehr empfindlich auf eventuelle Zinserhöhung des Dollars reagiert. Das bedeutet vieles ist mit Kredit errichtet worden.

Im Zentrum finde ich eine passende Unterkunft. Am Nachmittag bummele ich durch die Stadt. Die Innenstadt ist eine ungeordnete Anhäufung von Hotels und Shopping-Malls. Die gehobenen Malls sind mit menschenleeren Läden bestückt. In denen einfachen Malls mit kleinen Verkaufsflächen und Gebrauchsgegenständen herrscht reger Betrieb.

Mein Abendessen nehme ich auf dem Nachtmarkt am Meeresufer ein. Der gegrillte Fisch schmeckt gut und hat erstaunlich wenig Gräten. Bier gibt es auf dem Nachtmarkt nicht. Ich trinke es später in einem chinesischen Restaurant. Es kostet nur die Hälfte des Ladenpreises und ist wohl Schmuggelware von den malaiischen zollfreien Inseln.

Am nächsten Tag erhalte ich in einem Radladen geeignete Kartons für die Fahrradverpackung für den Flug nach Manila und mache das Rad flugtauglich. Das Einchecken geht problemlos und schnell.

Der angesagte Besuch von Marie in Manila fällt leider aus. Sie benötigt mehr Zeit für ihre beruflichen Belange. Die Unwägbarkeiten des Abenteuers Philippinen spielen wohl auch eine Rolle. So werde ich weiterhin als Lonely Rider unterwegs sein. Schade.

Ca. 70 Tage bin ich durch das Land gefahren und habe gut 2000 Kilometer zurückgelegt. Malaysia ist kein Radfahrerland. Es herrscht einfach zu viel Verkehr. Die Überlandstraßen sind schmal und ohne Seitenstreifen. Geeignete Nebenstrecken gibt es kaum. Das Fahren ist damit anstrengend gewesen.

Ein gewisser Wohlstand im Land hat nicht nur die Zahl des Autos erhöht, sondern auch das Volumen der Menschen. Kein Wunder, denn in den Läden wird vor allem Junkfood angeboten.

In den Städten ist es ein merkwürdiges Durcheinander von Kleidung. Die chinesischen Frauen, besonders die jungen, tragen ihre knappen Shorts. Die muslimischen Frauen und Mädchen sind von oben bis unten eingehüllt in ihren Tüchern und Hosen.

Das Besondere in diesem Land sind wieder freundlichen Menschen, ob muslimisch oder chinesisch. Es gab keine Situation, in der ich ein ungutes Gefühl hatte. Ich fühlte mich immer sicher.

Beim Abflug lese ich in der Zeitung von einer Anzeige des Flughafens Kuala Lumpur. Es werden die Eigentümer dreier Jumbo-Jets gesucht, die bereits ein Jahr lang auf dem Gelände stehen. Malaysia gibt viele Rätsel auf.

Mount Kinabalu und ernsthafter Umfall.

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Dez. 062015
 

DSC02824942. Reisetag

27.762 km

70 km Minibus

 

Die Weiterfahrt erfolgt durch das bergige Hinterland. Am Morgen hängen die Wolken. Etwas später setzt sich leider die Sonne durch und es wird heiß wie an den Vortagen. Um mich herum ein sattes Grün. Diesmal nicht nur von den Ölpalmen. Reisfelder in den Flussebenen, kleine Gemüsefelder und bewaldete Berghänge machen die Landschaft abwechslungsreich. Die flachen Passagen entlang der Flüsse zu durchradeln sind eine Freude, die Bergüberquerungen dagegen bissig. Serpentinen kennt man anscheinend nicht. Die Straße führt, wenn es irgend geht, gerade über den Berg. Bei Steigungen über 13 Grad und langen Abschnitten muss ich schieben. Der Versuch mich von einem der vielen vorbeifahrenden Pickups mitnehmen zu lassen scheitert. Die sonst immer freundlichen und interessierten Malaien halten nicht an.

Mittags am zweiten Tag bin ich es leid. Ich hatte bereits 50 Kilometer und 1000 Höhenmeter hinter mich gebracht und das Tagessoll wäre erfüllt gewesen. Die Aussicht für die nächsten zwei Tage: noch mehr Steigungen und höhere Berge.
Ich suche mir eine Transportmöglichkeit. Das Rad passt so gerade bei zurückgeklappter Bank in einem Minivan, der Fahrpreis vervierfacht sich dadurch. Die nächsten 80 Kilometer sind einfach zurückgelegt.

Ich steige auf 1600 m Höhe, am Eingang des Mount Kinabalu-Nationalparks aus. Der Mount Kinabalu, ein mächtiger Granitkegel, ist mit über 4000 Metern der höchste Berg Südostasiens. Bei meiner Ankunft am Nachmittag ist der Gipfel wolkenverhangen.

Viele Besucher besteigen diesen Berg in einer zwei Tagestour. Diesen Ehrgeiz habe ich nicht. Ich begnüge mich mit einer Wanderung am nächsten Morgen durch den Urwald am Hang und habe Glück. Beim Start ragt das gewaltige Bergmassiv in einen blauen Himmel. Jedoch nur für wenige Stunden. Bald ist der Gipfel in den aufkommenden Wolken verschwunden.
Ich marschiere durch dichten Dschungel auf teils steilen und schlüpfrigen Pfaden. An Wurzeln festhaltend überwinde ich abgerutschte Passagen, bewundere die dicken und verwachsenen Baumriesen. Selten ergibt sich ein freier Blick in ein Tal. Andere Wanderer treffe ich nicht.
Mittags ist mein Rundgang beendet. Ich fahre weiter mit der Vorstellung es kann nur noch bergab gehen, denn mein Zielort liegt auf Meereshöhe. So gradlinig geht es leider nicht hinunter. Immer wieder führen steile lange Strecken in die Höhe. Sie summieren sich auf nochmals 600 Höhenmeter.

Am Straßenrand dösen oft Hunde. Sie lassen sich auch nicht von dicht vorbeifahrenden Autos stören. Einer von ihnen stand plötzlich auf und begann seinen Weg über die Straße. Ich komme mit recht hoher Geschwindigkeit den Berg hinunter. Bremse noch bevor ich ihn mitseitig treffe. Der Hund beendet meine Fahrt schlagartig. Im Bogen fliege ich über die Lenkstange. Reflexartig fängt vor allem meine linke Hand den Stoß auf den Asphalt auf. Die linke Schulter ist ein wenig lädiert. Keine offenen Wunden, wenige Hautabschürfungen. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist. Ich kann es kaum fassen. Nachdem ich das Rad von der Straße gezogen habe setze ich mich erst einmal zur Beruhigung an den Straßenrand. Das Rad hat keinen Schaden genommen. Der Hund überlebte wohl, denn er ist verschwunden.
Etwas zitterig fahre ich langsam weiter. Das linke Handgelenk schmerzt bei jedem Ruckel. Nach 25 Kilometer, im nächstmöglichen Ort suche ich mir eine Unterkunft.

Nationalpark und Eisenbahnfahrt.

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Dez. 022015
 
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Auf der Höhe.

936. Reisetag

27.598 km

50 km Eisenbahn

 

Früh am Morgen verlasse ich Bandar Seri Begawan. Ich habe mich einer Gruppe angeschlossen, die den Ulu-Nationalpark besuchen wird, individuell ist es nicht möglich. Gepäck und Rad nehme ich mit, da ich von unterwegs weiterfahren werde.

Straßen hinein in den Park gibt es nicht. Mit kleinen Motorbooten fahren wir flussauf durch atemraubende Stromschnellen hinein in die Dschungelwelt. Nur ein kleiner Teil des riesigen Nationalparks ist für einen Besuch frei gegeben und touristisch bestückt. Eher langweilig geht es nach dem Anlegen auf glitschigen Holztreppen einen Berg hinauf. Oben steht ein Aluminiumgerüst, auf dem wir etwas schwankend auf Baumwipfelhöhe steigen. Der Erlebnisfaktor ist trotz Höhe und Weitsicht nicht allzu hoch zumal es den gleichen Weg zurückgeht. Beeindruckender ist der Besuch eines kleinen Wasserfalls. Nicht das Rauschen oder die Ansicht, sondern das Weilen im seichten Wasser. Ein Kribbeln geht durch die Füße, ein Gefühl als würde ich in einem Ameisenhaufen stehen. Nach kurzer Gewöhnungszeit wird es fast angenehm. Kleine Fische knabbern und beißen an Füßen und Zehen herum.
Das ist es denn auch gewesen. Wir fahren mit dem Boot zurück ins Camp und erhalten dort ein Lunch-Buffet. Die Gruppe fährt zurück in die Stadt. Ich verbringe hier den späten Nachmittag und die Nacht um am nächsten Morgen meine Tour fortzusetzen. Ich genieße die Ruhe am Rande des Urwalds. Schaue stundenlang auf den Fluss. Am Abend erhalte ich ein Essen. Spiele mit dem indonesischen Koch Schach. Jeder gewinnt einmal. Unsere englische Unterhaltung ist stockend. Er arbeitet seit einem Jahr als Koch in Brunei. Seine Frau und Kinder hat er seitdem nicht gesehen.
Die Nacht wird unerträglich heiß in meiner zeltartigen Behausung. Kein Lüftchen bei über 30 Grad. Wie sehr hätte ich mir einen kühlenden Regenguss gewünscht.

Am sonnigen Morgen setzte ich meine Tour fort. Anfangs in Brunei durch hügelige Urwaldlandschaft, etwas später nach dem Grenzwechsel in Sarawak/Malaysia durch Ölpalmenplantagen und in Flusstälern sogar grünen Reisfeldern. Das Fahren ist angenehm, da ausnahmsweise wenig Autos unterwegs sind. In Lawas, eine Stadt, die sich für mich kaum von den anderen durchfahrenden unterscheidet, übernachte ich. Die Weiterfahrt erfolgt endlich einmal auf einer verkehrsarmen Nebenstrecke. Ich passierte die Grenze Sarawak/Sabah, beides malaiische Provinzen. Trotzdem erhalte ich einen Aus- und Einreisestempel in den Pass, da Sarawak einen höheren Autonomiestatus besitzt. Der Grenzverlauf Brunei/Sarawak/Sabah in diesem Teil von Borneo ist recht merkwürdig.

Und wieder bin ich auf dem Pan-Borneo-Highway mit viel Verkehr auf schmaler Straße. In Beaufort, eine Stadt, die mich irgendwie ans Ende der Welt erinnert, übernachte ich. Triste graue Häuser und am Nachmittag so heiß wie im Süden vom Iran.
Beim abendlichen Essensgang sehe ich Unmengen von Schwalben dicht und geordnet auf den Stromleitungen sitzen.

Mit der einzigen Eisenbahn von Borneo, gebaut im 19. Jahrhundert von den Engländern, fahre ich am nächsten Morgen durch ein Stromtal hinauf über eine Bergkette in Landesinnere.
Der Stationsvorsteher bereitete mich auf Schwierigkeiten vor. Mit zwei Waggons startet der Zug. Nach einigen Stationen, wohl wegen der Steigung, geht es mit nur einem weiter. Ich saß natürlich im falschen und musste umsteigen. Es geht weiter in die Höhe. Wieder ein Halt zum Umsteigen, diesmal auf freier Strecke. Die Schienen sind hier beschädigt. Raus aus dem Wagen, ca. 100 m übers Schienenbett schieben und hinein in den wartenden etwas kleineren Triebwagen auf der anderen Seite. Freundliche Helfer heben mir das Fahrrad in die Höhe und reichen das Gepäck nach. Ich stapel das Gepäck der anderen Passagiere das ungeordnet im Gang herumsteht. Es ist gar nicht einfach mich in einem bereits vollen Waggon mit Fahrrad und Gepäck hineinzudrängeln.

Den kleinen Ort Tenom und Endstation erreiche ich zur Mittagszeit. Die Unterkunft ist passabel und weihnachtlich geschmückt. Nur mit dem Internet klappt es nicht so richtig. Die Hitze des Nachmittags verschlafe ich.