Der Inle-See.

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Jun 102015
 

DSC08899761. Reisetag

23.314 km

 

Problemlose passiere ich die Grenze nach Myanmar. Ein Unterschied in der Bekleidung vieler Männer fällt sofort auf. Sie tragen einen longyi, ein burmenischer Wickelrock. Vor allem die Frauen, aber auch einige Männer haben sich in ihr Gesicht helle Tanaka-Pasta geschmiert, als Sonnenschutz und meist nur auf die Wangen.

Mein Gang durch die Stadt Tachileik beginnt beim Büro der Fluggesellschaft um zu erkunden ob alles ok ist. Dort versteht mich leider keiner. In einer Bank tausche ich Dollars in die Landeswährung Kyatt. Ich besitze nagelneue Dollarnoten, die ich mir vorsorglich in Kambodscha besorgt hatte. Auf einer ist ein winziger Fleck, schon wird die Annahme verweigert. Der Dollar ist fast eine Art Parallelwährung in Myanmar. Die Note darf aber keinen Makel aufweisen. Die abgelehnten Dollarnoten kann ich später problemlos in Thailand tauschen.

Die Stadt ist wenig interessant, so fahre ich bald weiter zum 10 km außerhalb liegenden Flughafen. Kann dort aber auch nur sitzen, E-book lesen und warten. Beim Rad muss ich zur Beförderung die Pedale abschrauben, die bisher einfachste Flugvorbereitung. Das Übergewicht kostet mich 15 Dollar.

Ich überfliege das bewaldete Shan-Bergland und lande in Heho auf 1300 m Höhe. Die nächsten 30 km geht’s mit dem Rad bergab hinunter zum Inle-See. Direkt am See gibt’s sehr teure Resorts. Der Traveller lässt sich etwas abseits in Nyaung Shwe nieder. Ein kleiner Ort mit zahlreichen Hotels und Restaurants, denn der See mit seinen schwimmenden Gärten und Dörfern auf Stelzen ist ein Highlight für Myanmarbesucher.
Gleichzeitig ist er Umschlagplatz der Agrarprodukte, aus dem Seegebiet. Mit Kähnen werden diese über die Kanäle transportiert. Es scheint gerade Tomatensaison zu sein. In Körben, die roten und in Säcken die grünen, werden die Tomaten mit den langen Booten angeliefert. Für die Träger bedeutet es Schwerarbeit diese in die am Ufer liegenden Hallen zu tragen. Entweder sie werden gleich in bereitstehende Kisten geschüttet oder erst einmal auf einen Haufen, um sortiert zu werden. Die Verpackungskisten werden gleich nebenan gezimmert.

Mit einem Motorboot und drei französischen Mitfahrern dringe ich in der Frühe des Morgens in das Seengebiet ein. Es ist frisch, ich fröstele fast ein wenig bei der rasanten Fahrt durch die Kanäle. Im Gegensatz zur Mekongebene liegt der See auf 900 m Höhe. Die Fahrt über den See erinnert mich an die Backwaters in Indien. Wasserhyazinthen schwimmen überall, manche Kanäle sind fast zugewachsen. Typisch für den Inle-See sind die „Einbein-Fischer“. Ein Fuß zum Stehen, mit dem anderen umschlingen sie das Ruder um das Boot zu bewegen. So bleiben die Hände frei zum Netzeinholen und den Fang herauszunehmen.

Im flachen Uferbereich sind schwimmende Gärten angelegt. Die Beete sind sehr fruchtbar. In dem milden Klima sind mehrere Ernten im Jahr möglich. Hier wachsen u.a. auch die vielen Tomaten, die ich gesehen hatte. Die Ernte zwischen den Reihen erfolgt von Booten aus.

Die Häuser in den Dörfern im und am Rande des Sees sind auf Stelzen gebaut, mit allen Versorgungseinrichtungen. Die Straße ist der Kanal. Märkte finden täglich im Wechsel in verschiedenen Orten am Seeufer statt. Natürlich gehört so ein Markt ins Ausflugsprogramm. Am Seeufer liegen unzählige Boote der Marktleute und Besucher. Meist kleine Stände bieten alles an, was der Mensch hier so produziert, braucht und essen möchte. Unsere Verweildauer ist leider nur eine Stunde. Als nächstes besuchen wir eine Weberei, die aus Fäden des Lotusblütenstengel Stoffe herstellt. Andeutungsweise wird uns die Fadenherstellung gezeigt, aber nicht die Produktion. Die Webmaschinen werden erst angeschmissen, als unser Boot angelegt hat. Die Preise der Produkte sind recht hoch, die Verkäuferinnen ausgesprochen nett. Auch die Silberschmiede beim nächsten Halt macht keine Umsätze mit uns. Ähnlich ergeht es der Zigarren- und Schirmherstellung. Den Produktionsprozess erklärt zu bekommen ist aber interessant.

Im Nga Phe Chaung-Kloster, dem „Kloster der springenden Katzen“ laufen wirklich träge Katzen herum. In der Phaung Dwa U-Pagode sind die heiligen Buddha-Figuren bereits mit so vielen Goldplättchen beklebt, das sie nur noch als Knubbel erkennbar sind. Ein großes Pagodenfeld etwas abseits vom Kanal mit alten und neuen Stupas müssen wir erwandern.

Wir haben an diesem Tag viel gesehen. Es war ein wirklich schöner Tagesausflug durch die Seenlandschaft.