Jun 072014
 

DSC06251398. Reisetag

13.312 km

 

Der Sturm der Nacht hat sich gelegt. Habe gut geschlafen und genieße mein Frühstück in der Natur. Ich fahre noch eine Weile durch das Feldertal mit den vielen Pumpstationen. Dann geht es in die Höhe. Der Asphalt hört auf. Ein 30 km langer holperiger Schotterweg führt mich durch eine bergige karge Landschaft. Bei einer steilen Abfahrt rutscht das Vorderrad im Schotter zur Seite. Den langsamen Fall überstehe ich ohne Schrammen.
Selten sehe ich eine Schaft/Ziegenherde. Noch seltener kommt mir ein Fahrzeug entgegen. Trotz des ständigen Auf und Ab genieße ich die Landschaft und die für iranische Verhältnisse seltene Einsamkeit.

Die Berglandschaft läuft in ein breites Tal aus. Der Weg ist wieder asphaltiert. Ich erreiche den historischen Ort Pasargad. In einer Höhe von fast 1900 m gelegen und eingerahmt von Bergketten, ist dies einer der geschichtsträchtigsten Orte auf dem gesamten iranischen Hochland. Die iranischen Stämme sind in dieser Gegend nach jahrhundertelanger Wanderschaft sesshaft geworden und hatten unter ihrem ersten Herrscher Achämenes (700–675 v. Chr.) ein kleines Königreich begründet. Etwas später, unter Kyros dem Großen (559–530 v. Chr.) nahm das persische Weltreich von hier seinen Ausgang.

Am frühen Nachmittag ist es verdammt heiß. Bevor ich mit der Besichtigung anfange ruhe ich mich auf einer Bank im Schatten aus. An einem Nachbartisch sitzt eine iranische Familie beim Picknick. Wir unterhalten uns ein wenig. Ich bekomme ein Mittagsgericht angeboten. Reis mit Spinat, Kräuter und kleinen Hackfleischbällchen, dazu ein Schälchen mit Jogurt. Es ist mein bisher bestes Gericht im Iran. Die Nachmittagshitze warte ich lange dösend auf der Bank ab.

Viel zu sehen gibt es in der weitläufigen Anlage nicht. Das Prunkstück ist die auf einem sechsstufigen Aufbau stehende Grabkammer von Kyros dem Großen. Die Todeszeugen haben die 2,5 Tsd. Jahre am Beständigsten überdauert. Ein paar Säulen ragen in die Höhe, ein restauriertes Portal steht einsam in der Landschaft, das ist es bereits.

Meine Unterkunft muss ich mir an diesem Tag im Freien suchen. Der Wind weht ungünstig und es ist gegen Abend noch sehr warm. Ich fahre nicht weiter. Etwas abseits, an einem Nebenweg unter Bäumen schlage ich mein Zelt auf. Lange Zeit sehe ich keine Menschen, dann kommen die ersten jugendlichen Mopedfahrer vorbei. Sie bleiben stehen und schauen einfach. Ich schaue zurück, bis sie sich wieder entfernen. Ein Mann kommt zu mir und begrüßt mich. Mit dem Beginn der Dunkelheit ziehe ich mich ins Zelt zurück. Nach einer Stunde strahlen die Scheinwerfer eines Autos gegen das Zelt. Polizei. Ich soll mein Zelt abbauen. Alles wird aufs Auto verladen und wir fahren zur Wache. Der freundliche Mann hat mich bei der Polizei verpetzt, denn er kam gleichzeitig mit seinem Moped an. Auf der Wache werden erstmals von den Polizisten Handyfotos mit mir und ihnen gemacht. Viel anfangen können sie mit mir nicht. Zelten ist nicht verboten, eine andere Unterkunft gibt es nicht. Abseits zu schlafen ist gefährlich, ist das einzige was ich verstanden habe. Nur gefährlich vor was ist nicht herauszubekommen. Ich werde wieder auf das Auto verfrachtet und zu einem ungefährlichen Platz gefahren. In die bewachte Anlage von Pasargad. Auf einer kleinen Rasenfläche baue ich mein Nachtlager wieder auf. Hatte bereits bei meinem Besuch dort gedacht, dass wäre ein guter Schlafplatz mit Wasser und WC in der Nähe. Nur hätte ich vorher keine Erlaubnis erhalten.

Die Weiterfahrt erfolgt am nächsten Tag nach Persepolis auf der Hauptstraße mit breitem Seitenstreifen. Der vermehrte Verkehr stört wenig, komme gut voran. Wahrscheinlich weht ein unbemerkter Rückenwind. Zur Mittagszeit ist der himmlische Heizstrahler bereits  oberhalb Stufe 3,5 (35 Grad), das stört ein wenig.

Mit einem Hotel habe ich nicht gerechnet, aber es gibt eins. So zelte ich nicht neben dem großen Parkplatz. Fahrradreisende berichteten von dieser Möglichkeit.

Persepolis werde ich erst am nächsten Morgen besuchen. Die Temperaturen sind angenehmer und die Besuchermengen noch nicht angekommen.

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