Jul 132014
 

DSC07580434. Reisetag

13.936 km

 

Die Küste verlasse ich für einen Abstecher ins Innenland. Bei der Fahrt aus Chilaw bemerke ich, dass es in diesem Ort sehr viele Schulen gibt. Manchmal wird der Unterricht sogar draußen gehalten. Nach kurzer Fahrt auf der Hauptstraße wechsele ich auf eine Nebenstraßen mit wenig Verkehr. Etwas ist anders auf den Straßen in Sri Lankas. Es fällt mir erst jetzt auf. Die Autofahrer hupen mich zur Begrüßung nicht mehr an. Das Fahren wird dadurch angenehm und stressloser.

Mein Umfeld ist grün. In Küstennähe umgeben mich Kokosnussplantagen. Beim Vordringen ins Landesinnere dominieren Bananenstauden und andere Bäume. In sumpfigen Niederungen weiden Kühe. Ab und zu sehe ich das intensive Grün der Reisfelder.
Die Menschen sind nicht aufdringlich und ich bekomme oft ein Lächeln zugeworfen. Das ist besonders schön.
Der Himmel ist bewölkt, trotzdem ist es heiß und schwül. Mein Tachothermometer zeigt 38 Grad. Meinen Flüssigkeitshaushalt reguliere ich mit der Milch der Kokosnuss, die oft am Straßenrand angeboten wird.

In einem kleinen Ort formiert sich ein Umzug vor einer Schule. An der Spitze ein Pappelefant auf Rollen, dahinter geschmückte Radfahrer. Jungen schlagen ihre Peitschen knallend über die Straße, Mädchen tragen Lotusblumen und tanzen. Am Straßenrand stehen die ganz jungen Schüler und schauen. Es ist ein kleiner Festumzug der „Dalada Perahara“, wie ich später erfahre.

Was bei uns die Dorfkirche ist hier die Buddhastatue. In den Dörfern, aber auch außerhalb, stehen kleine und große Exemplare.

Die anfangs gute Straße wechselt in eine lange Baustelle, holprig und manchmal etwas matschig. Nach 90 Kilometer (insgesamt) mündet sie auf eine Hauptstraße. Auf dieser fahre ich die letzten 40 Kilometer mit vermehrtem Verkehr aber auf gutem Seitenstreifen nach Anuradhapura. Ich wundere mich, es sind viele Busse und Lkws voller Menschen unterwegs.

Anuradhapura ist die erste Hauptstadt Sri Lankas, gegründet im 5. Jh.v.Chr. 200 Jahre später ließ sich der damalige König vom Buddhismus überzeugen. Wie der Herr so der Rest, Buddhismus wurde die Staatsreligion.
Und etwas ist von der damaligen Zeit noch vorhanden. Nach seiner Bekehrung ließ der König einen Zweig des heiligen Bodhi-Baumes aus Bodhgaya (Indien) herbeischaffen, unter dem Buddha seine Erleuchtung erlangt hatte. Der Zweig wurde in Anuradhapura gepflanzt und der daraus entstehende Baum entwickelte sich zu einem der verehrtesten Heiligtümer des sri-lankischen Buddhismus.
Bis Mitte des 11. Jh. blieb Anuradhapura die Hauptstadt; aufgrund der anhaltenden Tamilen-Überfälle wurde der Königssitz im Jahre 1070 nach Polonnaruwa verlegt. (Da komme ich später vorbei.)
Die verlassene Stadt wurde in den folgenden Jahrhunderten vom Dschungel verschlungen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Ruinen „wieder entdeckt“ und freigelegt.

Der Bodhi-Baum ist in der Zwischenzeit kräftig gewachsen und lebt mit seinen 2250 Jahren weiter. Er gehört zur Pappelfamilie, wächst nicht in die Höhe sondern verzweigt mehr in die Breite. Umgeben ist er von Mauern in einem heiligen Bezirk. Zu sehen ist nur das obere Geäst. Die Jahre sieht man ihm nicht an. Rundherum sitzen viele Pilger. Sie beten und singen den heiligen Baum an. An kleinen und großen Buddhastatuen werden Lotusblüten geopfert. Liegen zu viele davon vor der Statue, kommen Ordner und werfen diese in eine Tonne. Das stört aber keinen.

Buddhistische Heiligtümmer mit teilweise gigantischen Ausmaßen, die Dagobas oder Stupas, ließen (sich) die Könige zwischen dem 1. und 5. Jh.n.Chr. im weiten Umkreis des Bodhi-Baumes bauen. Im Hoffen, daraus einen spirituellen Gewinn zu erzielen. Ob sie dadurch schneller ins Nirvana gelangten mag ich bezweifeln.

Erstaunt bin ich über die Menschenmassen, die an den heiligen Stätten versammelt sind. Überall herrscht Gedränge. Kostenloses Essen und Getränke werden ausgegeben. Die Menschen stehen Schlange dafür. Mich hat man einfach an der Schlange vorbeigeschoben um ein Reiscurry zu erhalten. Die Spender sind Dorfgemeinschaften oder Vereine, die das ganze Jahr für die gute Tat sammelten.
Es ist ein besonderes Wochenende. Erst später am Nachmittag habe ich in meiner Unterkunft von Mitgliedern eines Elefantenschutzvereins erfahren, dass in dieser Vollmondnacht die „Dalada Perahara“ stattfindet. Ein Umzug mit geschmückten Elefanten, Musikern, Tänzern und Gauklern. Eine Reliquie von Buddha ist auch dabei.

Die Aufgabe der Elefantenschützer ist es im Ernstfall mit Betäubungswaffen einzugreifen, wenn ein Elefant „ausrastet“. Für den Elefant bedeutet so eine lärmende Veranstaltung ganz extremen Stress. Mit von dieser Gruppe ist eine belgische Freiwillige, die ihren Jahresurlaub in unterschiedlichen Elefantencamps verbringt. Wir schauen den nächtlichen Umzug gemeinsam an.

 

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