61. Reisetag
3054 km
Die Rhone ist ein gebändigter Fluss. Immer Staustufen und eingezwängt in Dämme. Seit einiger Zeit fahren erstmals Fracht- und Kreuzfahrtschiffe auf der Rhone. Im Unterlauf habe ich keine Schiffe gesehen. Die Schiffe fahren wohl die Saône hinauf und über den Rhone-Rhein Kanal zum Rhein.
Die Kühltürme einer Nuklearanlage harmonieren nicht ganz mit dem Mohn im Weizenfeld und dem Kirschbaum. Auf der Nordseite (es weht meist ein Nordwind) steht einsam ein Windrad. Für den Ernstfall liefert dieses wohl die Energie für das Notstromaggregat.
Im meist weiten Tal der Rhone wird viel Gemüse und Obst angebaut. Lege manchmal einen Halt an einer Kirschplantage ein. Schaue mich um ob ein Bauer in der Nähe ist und pflücke mir einige Handvoll davon. Sie schmecken erfrischend und gut.
Die große Stadt Valence erreiche ich über ein Industriegebiet. Damit verliert sie schon viele Pluspunkte. Mache am frühen Nachmittag trotzdem eine kleine Rundfahrt durch die Innenstadt. Die meisten Geschäfte haben wegen Mittagspause geschlossen. Wollte eigentlich hier übernachten, der Campingplatz liegt aber zu nahe an der Autobahn. 10 km weiter stromauf in einem kleinen Ort ist es ruhiger. Im Schwimmbad nebenan findet gerade ein Kindertriathlon statt. Schwimmen, teilweise mit Ärmchen oder Stange, Fahrradfahren und Laufen. Alle haben ihren Spaß.
Esse am Abend eine Pizza, danach gehe ich müde und früh ins Zelt. Der Wind zehrte heute an meinen Kräften. Habe wunderbar gut geschlafen, die Wärme der Morgensonne weckt mich.
Nach dem üblichen gemütlichen Frühstück geht es wieder auf den Rhonedamm. Ist ein wunderbares Gefühl in der Frische des Morgens loszufahren, mit Weitsicht über die Rhone auf die Berge. Bin mit mir und der Umwelt im Einklang – für eine gewisse Zeit. Ein wunderbares Gefühl.
Im nächsten Städtchen kaufe ich meine Lebensmittel für den Tag ein. In den mittelgroßen Orten gibt es immer einen sehr großen Supermarkt. Ist eigentlich sehr vernünftig – doch die Konkurenz fehlt. Die Lebensmittelpreise sind höher als bei uns. Mittelgroße Läden gibt es kaum.
An diesem Tag fahre ich fast nur auf guten Radwegen. Auf und unterhalb des Rhonedamms, an den Uferpromenaden durch Orte, entlang Felder und Obstplantagen (mit kleinen Kirschstopps). Sehe auf Orte und Weinberge auf der anderen Seite, ein Atomkraftwerk stört schon mal. Manchmal sieht die Rhone so aus, als fließe sie in ihrem eigenen Bett, dann gefällt sie mir.
Finde einen ruhigen Campingplatz kurz vor Vienne. Dort gibt es zwar eine Jugendherberge. Schlafe aber im Zelt so gut. Möchte meinen Schlafplatz nicht tauschen – auch nicht mit einem Hotel.
Am Morgen noch einmal auf gutem Radweg entlang der Rhone gefahren. Eine Schülergruppe kommt mir entgegen, alle vorschriftmäßig mit Warnweste. Ich überhole zwei Amerikaner auf ihrem Liegerad. Sie machen einen 5-monatigen Europabummel. Kirschplantagen sehe ich leider keine mehr.
Ohne einen Hinweis hört der Radweg nach 15 km auf. Habe die Daten des Rhoneradweges auf meinem GPS geladen. Dieser Track führt mich weiter. Zwischen Autobahn, stark befahrener Nationalstraße und Bahnschienen, nebst umfangreichen Industrieanlagen fahre ich über 25 km hinein in die Stadt Lyon. Geht wohl nicht anders. Das Fahren macht keinen Spaß und strengt an. Dort mache ich Mittagspause, zu einen Bummel durch die Stadt habe ich keine Lust. Große Städte und Fahrrad vertragen sich nicht so gut.
Die Rhone verlasse ich hier, sie schwenkt ab nach Osten zum Genfer See. Ich fahre entlang der Saône weiter Richtung Norden, erst auf stärker befahrener Straße aus Lyon heraus, danach auf einem Feldweg entlang des Flusses. Ich atme auf und genieße das Fahren wieder. Im Ort Trévoux baue ich mein Zelt auf. Kaum bin ich damit fertig gibt es einen kräftigen Regenguss bis zum Einschlafen.
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