25.154 km
Der Gong weckt zur letzten morgendlichen Meditation am Abreisetag. Danach packen wir und machen das Zimmer sauber. Das große Schweigen ist beendet. Es bleibt nur wenig Zeit für die Unterhaltung mit den Menschen, mit denen ich 10 Tage zusammen war. Uns wird eine geführten Besichtigung des nahe liegenden Klosters Suan Mokkh mit Frühstück angeboten. Ich bleibe nicht lange dabei. Der uns herumführende Mönch redet gerne und mir viel zu lang. Es wird langsam Mittag und heiß und die Straße ruft.
Trotz Sonnenschein mit Hitze und autobahnähnlicher Straße genieße ich das Radeln. Mir scheint, ich habe Stärke an Körper und Geist durch die Meditation gewonnen.
Am Nachmittag ziehen Wolken auf. Der immer währende und meist gegen mich gerichtete SW-Wind wird stärker. Es fängt kräftig an zu Regnen. Zwei Stunden warte ich auf einer Bank im Trockenem vor einem verschlossenen Haus auf sein Ende.
In einem Kleinstort finde ich eine Unterkunft. Fleischloses Essen ist nicht zu erhalten. Ich greife auf meinen Müsli-Vorrat zurück, den ich auf der Touristeninsel Koh Tao aufgefrischt hatte. Frisches Obst, gekauft am Straßenrand, habe ich fast immer dabei.
Der blaue Himmel am nächsten Morgen beglückt mich weniger. Wolkenverhangen wäre er mir lieber. Es wird wohl ein heißer Tag.
Ich durchfahre das Hügelland zwischen der Ost- und Westküste Thailands. Es ist das Land der alles einnehmenden Ölpalmenplantagen. Kein Wald, keine Felder, nur ab und zu Kautschukwälder. Lastwagen vollgeladen mit der Ölsaatfrucht fahren an mir vorbei. Ich sehe wie die Früchte verladen werden und auf den Mopeds Männer mit Stangen, an denen ein Messer befestigt ist. Die direkte Ernte, wie die schweren Früchte von den Palmen geholt werden kann ich nur vermuten. Wahrscheinlich fällt die Frucht nach dem Abschneiden einfach auf den Boden. Der Versuch eine Fabrik zu besichtigen, in der aus den Früchten das Öl gewonnen wird, scheitert. Ich müsste mich schriftlich anmelden und würde dann einen Termin erhalten.
Die Sonne hitzt mich an diesem Tag kräftig auf. Ich habe das Gefühl mein Körper schafft es nicht mehr sich auf einer vernünftigen Betriebstemperatur zu halten. Am Nachmittag lege ich oft Pausen ein. Die Hitze zehrt an meinen Kräften.
Ich bin froh nach 85 km im kleinen Ort Ao Luk eine schöne Unterkunft zu finden. Direkt neben einem steilen Karstfelsen mit Loch. In den nächsten zwei Tagen erkundige ich das Karstumfeld und die durch Wasserarme ausgefranste Küste.
Die Felslandschaft ist mit Höhlen durchsetzt. In der bekanntesten sind über 2000 Jahre alten Wandmalereien zu sehen. Diese Höhle erreiche ich mit einem Boot über einen von Mangrovenwäldern gesäumten Flussarm. An den Wänden sind Strichzeichnungen zu erkennen. Habe das Gefühl, die sind neuzeitlich etwas aufgehübscht.
In einem Fischerdort stehen auf einem Platz am Ufer Frauen in großen mit Wasser gefüllten Betonbecken. Es sind wohl Quallen, die sie herausholen. Diese sind in einer Salzlösung eingelegt, die der glibrigen Substanz nach Einwirkung eine Festigkeit geben.
In Teichen in der Nähe werden Krebse gehalten. In großen Bottichen werden sie mit gebunden Beißzangen angeliefert. Mit der Schere wird der Bindfaden durch- und den armen Tieren die dünnen Beinchen abgeschnitten. Bereits das Zuschauen tut mir weh. Was das Abschneiden der Beine bewirken soll ist mir unklar, denn weglaufen können sie nicht mehr.
Nach der Verstümmelung kommt jeder einzeln in eine kleine Plastikbox mit Löchern und wird ins Wasser gesetzt. In einer anderen Reihe auf dem Steg werden die Kästen mit den Tieren wieder herausgeholt. Ob sie zwischendurch „gemästet“ wurden oder deutlich gewachsen sind kann ich nicht beurteilen. Nur viele von ihnen haben nicht überlebt. Krebse kommen mir nicht mehr auf den Teller.
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