Jul 182013
 

 

 

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72. Reisetag 

3743 km

 

Für meine Verhältnisse starte ich früh am Morgen. Habe sehr gut geschlafen, die Luft ist frisch. Voller Schwung geht es am Vormittag die Berge hoch und (leider) auch immer wieder runter. Die Hochsaison ist wohl nur an den großen Seen aktiv, auf meinem Radweg merke ich im Tagesverlauf nichts davon. Der Weg ist bestens beschildert und führt mich über kleine Straßen und Fahrradwege hinauf in das Alpenvorland. Hügel, Wälder und saftige grüne Wiesen prägen die Landschaft. Keine Mais- oder Getreidefelder – nur Wiesen. Diese werden gerade gemäht, das Heu eingefahren oder gejaucht. Die Arbeit wird ordentlich gemacht, um die Bäume wird mit der Hand gesenst, selbst das Gras im Graben wird mit dem Holzrechen herausgeholt. Ich sehe nur kleine Bauernhöfe. Der Misthaufen liegt oft noch vor der Stalltür. Von außen betrachtet stimmt die Landwirtschaft hier, nur die Schilder stimmen nicht damit überein: „Faire Milchpreise zum Überleben“.

Die Orte sind so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Viel Holz wurde in den Häusern verbaut, oft verkleiden Schindeln die Fassaden. Davor oder daneben große Holzstapel. Da blicke ich schon mal neidisch drauf.

Geranien oder Petunien behaupten an den Balkonen ihr Monopol. Die schönen Bauerngärten lassen ein Hobby-Gärtnerherz schneller schlagen.

Der Maibaum steht noch. Lebensmittelläden finde ich keine, dafür aber viele Gaststätten und Brauereien, manchmal noch leerstehende Schlecker-Läden.
Grafittis gibt es nicht. Alles ist in teutscher Ordnung.

Das Radeln ist anstrengender als erwartet. Es ist sehr heiß über Tag. Bin diese Tour vor einigen Jahren bereits gefahren, die vielen steilen Passagen hatte ich wohl verdrängt. In den zwei Tagen fahre ich 1850 m in die Höhe und 1280 m herunter.
Bei einer 12%igen Talfahrt auf einem steinigen Feldweg absolviere ich meinen ersten Sturz in einer Kurve. Bis auf ein paar Abschürfungen ist dieser glimplich verlaufen. Das Schild „Radfahrer absteigen“ habe ich vorher ignoriert.

Die Tagesetappe endet jeweils an einem der großen Alpenseen in touristisch belebten Hochburgen. Die Zahl der Wanderradler kann ich aber auf dem Zeltplätzen an meinen Fingern abzählen. Die erste Nacht verbringe ich in Immenstadt am Großen Alpsee, die zweite in Füssen am Forggensee.
In Füssen bleibe ich zwei Nächte. Fahre mit dem Fahrrad die Lech hoch. Die Täler sind enger, die Berge steiler. Oben liegen noch die letzten Schneelagen. Trotz Wolken am Himmel zeigt mein Tacho-Thermometer noch über 30 Grad an.

Schloss Neuschwanstein schaue ich nur von unten an. Es gibt lange Wartezeiten für die Besichtigung – wollte es aber auch nicht ernsthaft besuchen.

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