Jun 072012
 

51. Reisetag

2205 km

 

Es ist eine Traumstraße. Sie führte mich über 230 km durch das Panorama einer beeindruckenden Bergwelt. Bei Sonnenschein und Regen.

Verkehr und Menschenmassen hielten sich in Grenzen. Es war Nebensaison.
Meine Unterkunft fand ich in vier Wilderness Hostels, ohne fließend Wasser und Strom.
Hatte am Abend meist Gesellschaft. Freute mich aber auch am Morgen wieder alleine weiterzuradeln.
Der in vielen Beschreibungen angekündigte heftige NW-Wind blies zu meinem Glück nur mäßig und behinderte mich kaum.

Kaum verließ ich am Sonntag Lake Louise lief vor mir ein Schwarzbär über die Straße und graste am Hang. Ich wechselte die Straßenseite. Diesmal war es nicht so unheimlich, die Straße war breit und der Wald nicht so düster und dicht.
Umgeben von schroffen Schneebergen ging es bergauf. Für diese Traumstraße nehme ich mir Zeit. Die Tagesetappe bis zum nächsten Hostel war nur 30 km. Mittags angekommen packte ich mein Bärenspräy ein und suchte einen Pfad zum Wandern. Ich mag beim Waldspaziergang die Moose und Flechten, die neben dem Weg den Boden bedeckten. Es ist wie über einen weichen Teppich zu laufen. Leider endete dieser Weg im Schnee bei ca. 2000 m Höhe. Ein anderer Versuch führte mich am Creek entlang zu einem Wasserfall. Ein plötzliches Donnern erschreckte mich. Am Hang gegenüber ging ein Schneerutsch ins Tal.

Die Hostel füllte sich. Ich traf Christina von Hostel Castle Mountain wieder. Sie lud mich zum Essen ein. Eine gute Alternative zum Instanttütenessen.
Am Abend konnten wir die Sauna anheizen. Hinterher fühlte ich mich gut erfrischt. Besonders nach dem Eintauchen in das eiskalten Flusswasser (siehe Flussbild mit Schnee).

In der Küche gibt es einen Wasserhahn aus einem Behälter mit Trinkwasser. Der Abfluss befindet sich abseits in einer Spüle. Am Morgen wurde hier gefrühstückt, die Zähne geputzt, eine Gruppe junger Japanerinnen schminkte sich für die Wanderung.

Bei Sonnenschein machte ich mich nach dem Frühstück auf den Weg. Die Kulisse war umwerfend. Die gigantischen Schneeberge rundherum, einige Seen im Tal sind noch zugefroren. Der erste Pass mit 2060 m ist problemlos mit langsamer Steigung erreicht. Eine Abzweigung führte zum Viewpoint über den Lake Peyto. Er liegt türkisblau unten im Tal, umgeben von schroffen Bergen und Wald. Die Schönheit der Sicht kann ich nicht in Worte fassen.

Nach dem Pass ging es rasant bergab. Das Hostel Rampert Creek erreichte ich am Nachmittag. Trank mit dem Herbergsvater einen Kaffee. Mit dem Rad ankommen macht immer einen guten Eindruck. Er gab mir wichtige Hinweise für meine Weiterfahrt.

Die ersten Moskitos tauchten auf. Am Abend konnte ich mich wieder durch einen Saunagang und kurzem Eintauchen im Fluss erfrischen.

Der heftige nächtliche Regen hörte nach dem Frühstück am Dienstag auf. Über Tag schaffte es die Sonne sich ab und zu gegen die Wolken durchzusetzten. Das Bergpanorama ist gigantisch wie am Tag vorher. Beim Pass ging es steil auf 2050 m hoch und im stetigen auf und ab wieder herunter. Die Straße führte an den berühmten Columbia Icefields vorbei. Dort konnte man mit speziellen Bussen über den Gletscher fahren. Der Gletscher hatte sich im Laufe der Jahrzehnte bereits weit zurückgezogen und vor sich ein breites Geröllfeld hinterlassen. Ich war einfach vorbeigeradelt. Hatte vorher deutlich eindrucksvollere Landschaften gesehen. Eine Herde Bighornschafe lief an einem Steilhang entlang. Beeindruckend, wie die Tiere dort Halt finden.

Einsetzender Regen beendete den Tag und setzte sich am Mittwoch fort.
Die Schneeberge zogen ihren Wolkenvorhang zu. Überall aus dem Wald floss das Wasser. Die Flüsse überschwemmten die Randbereiche. Sie hatten ihre klare Türkisfarbe gegen trübe Ockerfarbe getauscht. Es war ein Radeltag mit begrenzter Sicht und viel Regen. Meine Regensachen hielten mich trocken.
Am Nachmittag kam ich im Hostel Athabaska Fall an. Im großen Aufenthaltsraum brannte ein Kaminfeuer. Es war gemütlich warm.

Das Bergwetter wechselte schnell. Am Donnerstag schien die Sonne. Die Schneeberge zeigten sich wieder. Ein leichter Schleier von Neuschnee zog sich am Hang herunter.

Neben der Straße floss der angeschwollene Athabaska Fluss. Die Wassermassen stürzen sich in die Tiefe eines Canyons. Er ist der längste Fluss Kanadas, der Richtung Norden in den Arktischen Ozean fließt.
Ein Schwarzbär kreuzt die Straße. Es ist nicht mehr aufregend für mich.

Die Sicht auf die Schneeberge begleitete mich bis nach Jasper. Hier endet der Icefields Parkway.

 

 

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