Jul 152012
 

89. Reisetag

5019 km

 

Auf ebener Straße zu radeln, welch angenehmes Fortbewegen am Morgen. Entlang am flussartigen Verbindungsarm zwischen dem Lake Superior und Lake Huron. Die Landschaft hatte sich geändert. Seit dem Verlassen der Prärie tauchten die ersten Wiesen und Getreidefelder (meist Hafer) auf. Ich sah viele Pferde auf den Weiden, auch Schafe, die Kühe mussten sich eher mit dem Stall abfinden.

Der Wechsel im Umfeld war ein Genuss für meine Augen. Wie doch frisch gemähte Wiesen oder Heurollen darauf meine freudige Beachtung fanden. Der Wald und die abgerundeten Felsrücken waren nicht ganz verschwunden. Immer wieder durchquerten sie die Landschaft, sie bestimmten sie aber nicht mehr. Die Steigungen hielten sich damit sehr in Grenzen.

Nach dem verlassen einer ruhigen Nebenstraße gab es viel Verkehr auf dem Trans Canada Highway. Der Grenzübergang zur USA in Sault Ste. Marie mag die Ursache dafür gewesen sein. Der Seitenstreifen war oft sehr schmal. Wenn zwei der langen Lastwagen an mir in beiden Richtungen vorbeirasten wechselte ich oftmals auf den sandigen Rand. Der Blick in den Rückspiegel war wichtig. Nach ca. 250 km konnte ich vor der Stadt Espanola den stark befahrenen Highway verlassen und in Richtung Manitoulin Island fahren, die größte Insel in einem Süßwassersee. Felsen und Wald prägten wieder die Landschaft mit vielen eingeschlossenen Seen und natürlich die Küstenlinie zum Lake Huran.

Unterkunft hatte ich meist auf Campingplätzen. Mal ohne Mücken, war ein Genuss. Mal versuchte ich die Mücken auszutricksen. Bin früh in mein mückensicheres Zelt gegangen. Verlor aber trotzdem. Woher die ganzen Stiche kamen ist mir ein Rätsel geblieben. Eine Nacht im Zelt hat den Temperaturvorteil gegenüber einem Motelzimmer. Über Tag war es sehr heiß, die Nachtkühle drang direkt ins Zelt ein.

Neben dem Zeltplatz schaute ich einem Baseballtraining zu. Ist schon ein merkwürdiges Spiel von erwachsenen Menschen.

Neben High-Tec-Solaranlagen auf Feldern tauchten an der Straße Hinweisschilder auf Kutschen auf. Auf einem Feld sah ich Frauen mit zylinderartiger Kopfbedeckung arbeiten. Sie trugen lange einheitliche Kleider. Etwas später kam mir eine Pferdekutsche entgegen. Auf einem Parkplatz sah ich eine Kutsche stehen mit zwei Männern davor. Ich hielt an und unterhielt mich mit beiden. Es war ein interessantes Gespräch und ich konnte einiges über ihr Leben erfahren. In Ontario gibt es einige Amische Siedlungen. Die religiösen Gemeinschaften leben zurückgezogen von den technischen Errungenschaften. Kein Strom, kein Traktor zur Feldarbeit, kein Auto, ihr Fortbewegungsmittel ist die Kutsche. Zum Zurücklegen weiter Strecken kann der Bus benutzt werden. Einer der Beiden fuhr mit dem Greyhound Bus in die nächste Stadt. Ihren Lebensunterhalt erwirtschaften sie vorwiegend durch Landwirtschaft und handwerkliche Tätigkeiten.

Auf meiner Fahrt über die Insel Manitoulin kam ich in der Stadt Little Current mit zwei Frauen ins Gespräch. Sie regten einen kleinen Umweg an zu einem Fahrradladen auf dem Land. Dort konnte ich mein Zelt aufbauen. Fünf Leute lebten in einer Art Wohngemeinschaft zusammen. Sie bewirtschaften einen größeren Garten. Einer hat die Fahrradwerkstatt unter sich, die anderen arbeiten außerhalb. Gebrauchswasser gabt es aus dem See, Trinkwasser wird aus der Stadt mitgebracht. Hier blieb ich einen weiteren Tag. Badete im See und genoss das Umfeld.

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