Jun 272012
 

 71. Reisetag

3748 km

 

In der Nacht kamen die Wölfe und sie bedrohten mich. Das Geschrei der Krähen in der Morgendämmerung um 4.45 Uhr beendete den Traum. Was steckt nur alles in mir?

Bin wieder gut eingeschlafen und bei strahlendem Sonnenschein aufgewacht.
Ein Frühaufsteher ist aus mir geworden: vor 7 Uhr. Für Zeltabbauen, Zusammenpacken und Kaffee kochen und in Ruhe trinken benötigte ich 2 h. Dann ging es auf die Straße.
Hinter jeder Kurve ein neuer See. Wer hat den vielen Seen hier wohl die Namen gegeben? Hinter jeder Kuppe gleich eine neue in Sicht. Immer Wald, die von der Eiszeit geschliffenen Felsen, Sumpfflächen und Seen. Die Bäume sind eher kümmerlich. Ihre Wachstumsbedingungen sind nicht mehr so gut wie in Britisch Columbia. Beeindruckend sind die großen Seen mit ihrer tiefblauen Farbe und den vielen Inseln. Den Türkiston der Bergseen erreichen sie nicht.

Eine schöne Landschaft – anfangs. Ab dem dritten Tag wurde sie für mich monoton. Es gab wenige Abwechslungen bei der Fahrt.

2 Fahrradreisende, die mich vor Kenora überholt hatten (nach einem Plausch), traf ich auf einem Parkplatz wieder. Ich konnte mit einer passenden Speiche ihre Panne beheben helfen. Ihr Fahrtempo war schneller als meins. Wir trafen uns auf dem nächsten Campingplatz wieder.
Über mir ließen sich Adler vom Wind treiben.
Geier unterbrachen ihre Mahlzeit am Straßenrand, wenn ich mit dem Fahrrad vorbeikam.
Es gab wunderschöne Biberburgen in den Sumpfseen. Die Burgfamilie ließ sich nicht sehen.
Die Straße vor mir flimmerte – auf ihr ein See?  – eine Fata Morgana! Am Verdursten bin ich nicht.
Auf einem Campingplatz fragte ich, ob es einen Laden gibt. Der nächste Laden ist 80 km entfernt. Hatte mein Zelt gerade aufgebaut, da wurde mir ein Teller mit warmen Spagetti und Gehacktem gebracht. Habe sie mit/trotz der Beilage mit gutem Appetit verzehrt. Wurde zu einer Motorbootsfahrt auf dem See und anschließendem Fischessen eingeladen. Beim selbstgemachten Wein war es ein schöner Abend geworden.
Glühwürmchen blinkten in die Nacht. Die Seetaucher ließen ihre wunderschöne Melodie erklingen. Im Morgengrauen weckten mich die Krähen unsanft.
Die Moskitos sind da. In Mengen. Hatte mich ganz eingehüllt, nur die Haare vergessen zu schützen. Das war die Angriffsfläche, die ich noch Tage später fühlte.
Wegen der Tageshitze einen Frühstart gemacht. War am letzten Tag um 5 Uhr aufgestanden. Konnte die Startzeit auf 1 h verkürzen.
Unspektakulär lief vor mir ein Schwarzbär über die Straße. Wir schauten uns kurz an. Dann gingen beide ihren Weg.
Die vorletzte Zeitzone überschritten. Es gilt die Eastern Time Zone.

Über Tage war es heiß, meist keine Wolken am Himmel. Der Wind stand ungünstig. Insgesamt eine anstrengende Strecke gewesen. Es kann nicht alles nur schön sein.

Ich fuhr auf dem Königshighway. Vieles ist hier königlich und scheint noch am Vergangenen zu hängen. Das Regierungsland ist das Crownland. Die Polizei ist die Royal Police. Kürzlich wurde die Armee wieder in die Royal Armee umgetauft. Natürlich ist die Queen auf jeder Münze drauf.

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