Ein wenig verraten …

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Mrz 032017
 

Lake Wanaka.

142. Reisetag

2925 km

 

… habe ich mein Rad. Es spielt nur noch die zweite Geige beim Vorwärtskommen. Queenstown verlassen wir mit einem Leihwagen. Entlang der Westküste gibt es nur eine Straße, die Region ist eine der regenreichsten der Erde und Marie möchte es so. Auch für mich bedeutet das Fahren auf dem Highway mit den vielen rücksichtslosen Autofahrern mehr Anstrengung als Freude.

Ein merkwürdiges Gefühl – alles wird einfach. Einkaufen ohne ans Gewicht zu denken, Berge und Entfernungen spielen keine Rolle. Und wenn am Abend der Regen nicht aufhört, die Unterkünfte ausgebucht sind, können wir sogar in ihm Schlafen.

Über diverse Hügel rollen wir am ersten Tag nur 30 Kilometer weiter nach Arrowtown, einem Ort aus den Goldgräbertagen. Eine kurze Straße mit alten Gebäuden (jetzt mit vielen Geschäften) und den Überresten einer alten chinesischen Goldgräbersiedlung, alles gut touristisch vermarktet.
Auf einem Radtrail erkundigen wir das Umfeld. Fahren zu einer alten Brücke, die zu einem Bungy-Event umfunktioniert wurde. Für ca. 200 Dollar kann der Jumper den freien Fall erfahren – die Zuschauer klatschen dazu. Der Absprung erfolgt oft nach längerem Zögern – verständlich bei Blick in die Tiefe. Geruhsamer ist anschließend der Besuch eines Weingutes mit Käseplatte und Weinprobe.

Einen Tag später fahren wir zum nächsten Touristenort Wanaka am gleichnamigen See. Auf dem Campingplatz besucht uns Hilde, eine Fast-Nachbarin in Bonn, die wiederum ihre in Neuseeland lebende Freundin besucht.
Der Vorteil unseres schnelleren Verkehrsmittels nutzen wir am folgenden Tag. 50 Kilometer dringen wir auf staubiger Wellblechpiste in das weite Tal des Matukituki Flusses vor. Einige Flussfurten sind dabei zu durchqueren. Das Auto schafft es problemlos. Die anschließende Wanderung hinauf in die Berge des Mt Aspiring Nationalparks belohnt uns mit einer fantastischen Sicht auf Wasserfälle und den Roy Gletscher.

Auf der Weiterfahrt Richtung Westküste legen wir einen Übernachtungsstopp bei Sabine, Hildes Freundin, in Lake Hawea ein. Sie wohnt mit ihrem Lebensgefährten in einem bestens ausgebauten Bus. Wir schlagen unser Zelt daneben auf und genießen den gemeinsamen Nachmittag/Abend mit Baden im (kalten) See, gutem Essen und Unterhaltung.

Queenstown– ein Touristentraum(a).

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Feb 242017
 

Morgenstimmung auf der Fahrt zum Doubtful-Sound.

135. Reisetag

2847 km

 

Sie nennt sich „Adventure Capital of the world“, Events wie Skydiving, Paragliding, Bungyjumping und vieles mehr stehen auf der Liste der Veranstalter. Die Stadt liegt an einem großen See, rundherum hohe Berge, kein Wunder, dass die Touristen kommen. Die Folge, alles ist ausgebucht, selbst am Abend der Zeltplatz.

Die Frage, was machen wir in dieser Stadt, die überlaufen und nicht einmal schön ist. Schuld ist das Australische Immigration Office. Ich hatte online einen Visaantrag für einen sechsmonatigen Aufenthalt gestellt und erhalte die Nachricht, dass dafür einen Gesundheitscheck nebst Lungen-Röntgenbild gemacht werden soll. Ich versuche mich darüber nicht zu ärgern, verwerfe den Gedanken nicht ins Land zu fahren, sondern ergebe mich der Bürokratie. Die Untersuchung ist ähnlich wie bei der Musterung. Ich erfahre, dass ich mittlerweile um drei Zentimeter geschrumpft bin, Blutdruck und Zähne sind ok usw. Einfach lächerlich für ein Visa.

Nach drei Nächten auf einem überfüllten und lauten Campingplatz freuen wir uns auf die Weiterfahrt. Mit dem alten Dampfschiff Earnslaw, 1912 erbaut, überqueren wir den See Wakatipu. An der Anlegestelle ist es noch umtriebig, die Passagiere besuchen eine „Musterfarm“ mit Schafschur, Reitmöglichkeit und BBQ. Wir starten auf dem „Around the Mountains“ Radtrack, einer Schotterstraße durch hügelig karge Landschaft, mit See- und Bergkulisse im Hintergrund. Nach 25 Kilometern kommt eine kurze aber bissige Steigung über 350 Höhenmeter. Uns geht die Puste aus, wir schieben hinauf. Oben erwartet uns eine hügelige langsam abfallende und sehr trockene Plateaulandschaft. Und eine kleine Seltenheit, keine Zäune sind zu sehen im sonst eingezäunten Land.

An einem einsamen See auf einfachem DOC (Department of Conservation)-Platz, mit Plumsklo und Seewasserwasserhahn, bauen wir unser Zelt auf. Spät am Abend dann die Störung. Mit laufendem Motor und viel Gelärme wird in der Nähe das Familienzelt aufgestellt, anschließend lautstark die Hunde gerufen. Nächtliche Ruhe ist auch inmitten der Natur eine Seltenheit.

Am nächsten Morgen wird die Schotterstraße schottriger, das Fahren im losen Schotter anstrengend. Meine Schotterschnecke hält sich trotzdem wacker. Einige Autos brausen mit ungeminderter Geschwindigkeit an uns vorbei und stauben uns ein. Rücksichtsvolle Fahrer sind rar. Wir sind froh, die letzten 30 Kilometer auf Teerstraße zurückzulegen, leider mit viel Verkehr.

Die nächste Bleibe in Te Anau ist wiederum Touristenmetropole. Uns bleibt der unruhige Zeltplatz, alles andere ist ausgebucht. Von hier starten die Touren in das Weltkulturerbe der Fjordlandschafen mit dem Milford- und Doubtful-Sound. Fast ein Muss für den Neuseelandurlauber. Auch wir sind dabei. Gerne hätten wir eine Übernacht-Tour auf einem Boot unternommen. Leider sind diese seit langem ausgebucht. Uns bleibt die Tagestour in den Doubtful-Sound.

Morgens mit dem Bus zur Anlegestelle, mit einem Schnellboot über den Manapouri-See. Mit einem Bus über einen Pass und hinunter zum Sound. Die eigentliche Bootsfahrt beginnt. In drei Stunden tuckern wir durch den engen Sound zum offenen Meer und wieder zurück. Alles ist bestens organisiert um Menschenmassen durchzuschleusen.

Das Besondere für uns ist die Morgenstimmung. Die Sonne geht auf und verdrängt langsam die über dem Wasser hängenden Nebel und Wolken. Der Sound ist eine schmaler Fjord, von hohen Bergen umgeben. In der Morgensonne beeindruckend, bei der Rückfahrt zur Mittagszeit einfach eine schöne Landschaft.

Te Anau liegt sozusagen in einer 160 km langen Sackgasse, die nach weiteren 120 km beim Milford-Sound endet. Mit dem Bus fahren wir zurück nach Queenstown. In einem Hostel hatte Marie dort ein freies Zimmer per Internet ausfindig gemacht. Wie so oft, ein völlig überfülltes und enges Haus. Durch ein eigenes Zimmer trotzdem besser als der Campingplatz.

Der Otago Rail Trail.

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Feb 152017
 

126. Reisetag

2666 km

 

1990 fuhr hier die letzte Eisenbahn, jetzt wir – auf der um 1900 Jh. erbauten Central Otago Rail. Die ersten 80 Kilometer sind erhalten geblieben und in alten Eisenbahnwaggons mit zwei (neuen) Dieselloks machen Touristen (und wir) eine Sightseeingtour durch die schroffe Taieri Schlucht in die Höhe.

Im Zug begegnen wir Thomas, einem deutschen Bio-Apfel-Bauer. 10 Jahre hat er geträumt nach Neuseeland zu fahren und jetzt wagte er den Schritt, alleine und mit wenigen Englischkenntnissen. In Middelmarch der Endstation trinken wir einen Kaffee zusammen, dann fährt er mit dem Zug zurück nach Dunedin, wir bleiben. Ohne Fahrgäste wirkt der Ort ausgestorben. In der leeren einzigen Kneipe besorgen wir uns zwei Bier und bauen auf dem ebenfalls leeren Campingplatz unser Zelt auf. Die Hoffnung auf eine ruhige Nacht zerschlägt sich als zwei Kleinbusse mit jungen Männern ankommen. Sie feiern im Ort die Hochzeit eines Kumpels. Lautstark verlassen sie etwas später den Platz, noch lauter kommen sie in frühen Morgenstunden zurück.

Gerädert von der gestörten Nacht starten wir die Tour auf Neuseelands beliebtestem und ersten Radweg. Zunächst unspektakulär durch Weidelandschaften mit und ohne Schafe. Kontinuierlich mit wenig Steigung radeln wir in die Höhe. Wir schlängeln uns an den Hängen entlang und haben wunderbare Ausblicke in breite Täler und schroffe Schluchten. Der Blick in die Weite der Landschaft ist immer etwas Besonderes für mich. Ich fühle mich frei und genieße das Unterwegssein.
Grüne Bänder von Weiden zeigen den Verlauf der Flüsse an. Ein goldgelbes Gräsermeer wiegt sich im Wind und lässt die Hänge fluid erscheinen. Es herrscht Trockenheit. Der Regen bleibt auf der Westseite der Alpen. Durch künstliche Bewässerung entstehen grüne Flächen in der gelben Landschaft.

Der erste und letzte Einkehrstopp erfolgt nach 55 Kilometer in einem Kleinstort. Marie erfreut sich an einer Pizza mit Bier und kämpf dafür die letzten 10 Kilometer gegen den Wind. Ermüdet erreichen wir den Ort Ranfurly und finden unsere Unterkunft in einem alten Postgebäude, das in ein Hostel umfunktioniert wurde.

Am nächsten Morgen strahlender Sonnenschein, dazu leider ein heftiger Wind. Nach 10 Kilometern schnecken, ist uns klar, dass wir nicht weit kommen. Mit dem Wissen, dass wir nach weiteren 5 Kilometer eine Bleibe finden schaffen wir sie auch. Die Unterkunft ist unerwartet gut. In einer nachgebauten kleinen Miners-Cottage mit Weitblick kommen wir unter. Im 15 Seelendorf Wedderburn gibt es eine Taverne in der wir am Abend unseren Flüssigkeits- und Essensbedarf stillen. In der Nacht zieht heftiger Regen auf. Merkwürdig, wenn es regnet schweigt hier der Wind. So fahren wir in den nachlassenden Regen hinein. Nach 5 Kilometer erreichen wir mit 650 m den höchsten Punkt des Trails. Danach geht es bergab und wir lassen uns rollen. Mühelos genießen wir die Weitblicke, überfahren diverse Brücken, durchfahren zwei Tunnel und staunen wie schön es hier ist. Die 60 Kilometer zum nächsten Ort sind schnell zurückgelegt. Auf dem örtlichen Gemeinschaftsplatz mit Sport- und Campinganlagen kommen wir in einem Hüttchen unter. Im Supermarkt frischen wir unsere Lebensmittel auf. Einen weiteren Tag fahren wir auf dem Trail, erreichen den größeren Ort Alexandra und radeln entlang des Clutha-Rivers nach Clyde. Der Ort entstand während des Goldrausches im Otago der 1860er-Jahre und war zu dessen Höhepunkt der bevölkerungsreichste Ort Neuseelands. Kaum zu glauben wenn man in dem verschlafenem Örtchen steht. Die Nacht verbringen wir wiederum auf dem dörflichen Sport- und Campingplatz.

Unsere Trailfahrt ist beendet. Wir legten 150 Kilometer autofrei, mit wenig Steigung und wunderschönem Umfeld in der Einsamkeit zurück. Die nächsten 80 Kilometer Highway nach Queenstown überbrücken wir mangels Nebenstraßen mit dem Bus.

Pinguine, Boulders und mee(h)r.

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Feb 092017
 

120. Reisetag

 2494 km

 

Unser nächster Stopp ist 40 Kilometer weiter südlich, im kleinen Ort Hampden. In einem etwas muffeligen Campingwagen an der Küste nisten wir uns für die nächsten zwei Tage ein. Der Vorteil gegenüber dem Zelt: wir können stehen, die Nebengeräusche auf dem Platz stören weniger und es soll regnen.

Am Ankunftstag ist es jedoch schön bei kräftigen Winden. Nach dem Ablegen des Gepäcks liegt die anstrengendere Etappe vor uns. Eine Klippe in 10 Kilometer Entfernung hinter diversen Hügeln. Und wie im Reiseführer vorausgesagt kommen gegen Abend einige Gelbaugenpinguine aus dem Wasser und watscheln zu ihren aufgestellten Nistkästen. Ein Zaun schützt sie vor zu aufdringlichen Besucher.
Auf den Steinen unten am Ufer lümmeln Seelöwen und -hunde herum. Wir schauen ihnen vom Rand einer Klippe zu während die stürmischen Winde an uns zerren. Den Naturgewalten so ausgeliefert zu sein ist etwas Besonderes. Ganz anders als das Kämpfen gegen den Wind auf dem Fahrrad. Das müssen wir auf der Rückfahrt.

Am nächsten Morgen spazieren wir bei Ebbe entlang der Steilküste. Zunächst alleine – bis zu einem Abschnitt auf dem ungewöhnlich große kugelförmige Konkretionen halb versunken im Sand stecken – die „Moeraki Boulders“. Untersuchungen haben ergeben, dass sich die Kugeln im Zeitraum von einigen Millionen Jahren in Meeresschlamm nahe der Oberfläche gebildet haben.

An der Straße mit einem Hinweisschild versehen und in jedem Reiseführer beschrieben, hält hier die durchs Land ziehende Touristenkarawane und stört ein wenig bei der Betrachtung. Aber wir gehören ja ebenfalls dazu.

Am Nachmittag ziehen vermehrt Wolken auf und der vorausgesagte Regen setzt ein. Er kann uns nichts anhaben mit festem Dach überm Kopf.
Der Campingplatz wird von einem Schweizer Paar gemanagt und das zieht offenbar herumreisende Landsleute an. Von freundlichen Alpenländern werden wir am Abend zu einem Wein eingeladen und bekommen am nächsten Morgen sogar eine Original Schokolade geschenkt.

Die nächsten 80 Kilometer legen wir mit dem Bus zurück, da es bis zur nächsten Stadt nur den Highway 1 mit entsprechendem Verkehr gibt.

Dunedin, siebtgrößte Stadt Neuseelands, das „Edinburgh des Südens“, von den ersten Schiffladungen Schotten im Jahr 1848 gegründet.
Viele alte Gebäude sind in der Stadt erhalten geblieben. Darunter auch der pompöse Bahnhof, eines der meistfotografierten Gebäude Neuseelands. Der Zugverkehr beschränkt sich hingegen auf ein bis zwei Abfahrten am Tag.

Unsere erste Unterkunft finden wir in einem völlig überfüllten Hostel. Die bezahlbaren Unterkünfte der Stadt sind alle voll. Für die nächsten Nächte finden wir über Airbnb bei Janie eine Unterkunft. Für mich ist sie anstrengend, da Janie gerne redet, Marie kommt mit ihr besser zurecht. Die Bleibe ist aber gut und über Tag erkunden wir die Stadt.

Drei Nächte verbringen wir auf der vorgelagerten Halbinsel. Immer das gleiche Phänomen. Bei unserer frühen Ankunft auf dem Campingplatz sind wir fast die einzigen Gäste, am Abend ist er voll von Wohnmobilen. Und alle wollen die Albatross-Kolonie am Inselzipfel besuchen – wir natürlich auch. Zum Schutz der Albatrosse ist alles weiträumig abgesperrt, aber auch um die Besucher kräftig zur Kasse zu bitten. Die Gruppen beobachten im Halbstundenrhythmus durch getönte Glasfenster die Albatrosse.
Unser Besuch erfolgt (leider) in windstiller Zeit und so sehen wir nur die auf ihren Eiern sitzenden großen Meeresvögel. Erst bei Wind können die Albatrosse mit einer Flügelspannweite von drei Metern starten und landen. Einige fliegende sehen wir von einer naheliegenden Klippe aus.