Jan 292014
 

DSC00458269. Reisetag

9257 km

 

Meinen Aufenthalt in Bodrum verlängere ich um einen Tag, es regnet. Am darauf folgenden Morgen erklimme ich bei morgendlichem Sonnenschein auf der Hauptstraße den ersten Hügel der Küstengebirgskette. Nach wenigen Kilometern biege ich auf eine Nebenstraße ab. Auf dieser fahre ich durch die bergige Küstenregion Richtung Osten.
Auf den Nebenstrecken ist das Fahrgefühl ein anderes. Ich bin nah dran, an der Natur, am Leben der Menschen.

Zwischen den vielen Olivenbäumen an den Hängen tauchen die ersten Frühlingsbäume mit Blüten auf. Unter den Bäumen sprießt Getreide im kräftigen Grün. Gut für die Bauern, dass die Türkei nicht in der EU ist, sonst würde so ein mühsamer Getreideanbau gegen die großen Felder z.B. in Rumänien oder Bulgarien keine Chance haben.
Immer wieder sehe ich die alten runden Wasserspeicher in den Feldern und kleinen Orten.

Die Straße geht mit einer angenehmen Steigung in die Höhe, das Fahren ist nicht anstrengend. Schon bald ist der erste Hügel erklommen und es geht wieder hinunter zum Meer. Ich sehe keine Badestrände, nur steinige und felsige Küstenabschnitte, aber zwei große (wohl zur Zeit geschlossene) Hotelkomplexe in der Einsamkeit. Wer hier Urlaub macht verlässt wohl kaum das Hotel. Aber was macht er dann?

Die Küstenstrecke ist nur kurz. Entlang eines Tales fahre ich wieder in die Höhe. Die verstreut liegenden Häuser bilden kleine Ortschaften, jeweils mit Laden, einem Bäcker und der Moschee. Die kleinen Minibusse verbinden die Orte mit der Außenwelt. Gelebt wird wohl von der Landwirtschaft und von an anderen Orten arbeitenden Familienmitgliedern.

Ich verlasse im schmäler werdenden Tal die letzte Ortschaft. Die Straße wird schwer befahrbar, es geht steil in die Höhe. Ich sehe keine Spuren mehr im vom Regen auf die Straße gespülten Sand. Habe wieder den Gedanken, dass ein Erdrutsch den Weg für mich unpassierbar macht. Natürlich ist das nicht der Fall. Weshalb geht mir so etwas durch den Kopf?
Ich erreiche ein höher gelegenes weites Gelände. Die Steine auf den Feldern sind zu Mauern gehäuft. Auf den Feldern weiden wenige Kühe, wachsen dicke Bohnen und natürlich immer wieder Olivenbäume. An einem Bauernhof werde ich zu einem Tee eingeladen, die Pause ist mir willkommen.

Der Zustand der Straße bessert sich, es geht weiter hügelig aufwärts bis auf 500 Meter Höhe. Ab und zu weiden Schafsherden in der kargen Landschaft. Gehütet werden diese von Frauen. Die Männer sitzen wohl in den Teestuben. Mittlerweile hat es angefangen zu Regnen, nicht heftig, aber stetig. Die Abfahrt hinunter zur Küste ist steil.

Auf einer flachen Schwemmlandschaft liegt der Ort Ören. Im Sommer herrscht hier Touristenrummel, jetzt ist nicht viel los. Finde dort wie geplant meine Übernachtungsmöglichkeit. Beim Abendessen mache ich den Fehler nicht vorher nach dem Preis zu fragen. Danach erhalte ich eine deutlich zu hohe Rechnung. Da ich mittlerweile die Preise kenne wird dieser nach Diskussion  reduziert.

In der Nacht regnet es heftig. Am Morgen scheint wieder die Sonne. Nach dem Verlassen der Ortschaft Ören geht die Straße steil aufwärts. Da taucht bei mir schon die Frage auf, weshalb ich unterwegs sein möchte. Es ist einfach anstrengend, zumal mit 30 kg Gepäck. Auf 500 Meter Höhe angekommen erhalte ich aber meine Belohnung, Glückshormone entstehen. Es ist schön, auf die Täler und Berge des Umlandes zu schauen. Die Sinnfrage ist vergessen.
Bei einem Stopp an einem kleinen Laden wird mir ein Saft spendiert. Die Unterhaltung ist wie immer nur begrenzt möglich. Es sind immer die gleichen Fragen, die ich irgendwie beantworten kann.

Entlang eines Tales geht es hügelig abwärts, bis zum Erreichen der Küstenstraße. Über die nächsten 40 Kilometer führt diese am steilen Hang zum Meer entlang. Immer wieder in die Höhe gehend um Klippen zu umgehen. Beim Blick übers Wasser sehe ich die blauen Berge auf der gegenüberliegenden Landseite.
Die tief ins Land eingeschnittene Bucht ist von hohen Bergen umgeben. An den zwei Tagen habe ich diese steil erfahren können und dabei fast 2000 Höhenmeter zurückgelegt.
Am Ende der Bucht liegt der Ferienort Akyaka. Ich übernachte in einem schönen Hotel direkt am Ufer. Die Nacht ist verregnet und stürmisch, der nächste Morgen ebenfalls. Ich verlängere meinen Aufenthalt um einen weiteren Tag. Darf nicht zu schnell vorwärts kommen, da ich am Ende der Woche wieder nach Izmir fahren werde um meine Pass abzuholen (hoffentlich!).

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