Mai 052015
 
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Die Goldene Stupa auf dem Stadtberg.

 725. Reisetag

 

Geschafft, nicht die Bergetappen der letzten Tage, sondern ich bin geschafft. Müde und abgeschlafft. Bedeutet das ein wenig Reiseunlust? Ich hoffe nicht und schiebe es auf die Hitze.

Laut Reiseführer ist Luang Prabang eine der sehenswertesten Städte in Laos. Viele Wats, in der Morgendämmerung der Bettelgang der Mönche, die schöne Lage am Mekongfluss und div. Ausflugsziele ins Umland. Dem Touristentrubel entziehe ich mich erst einmal. Nutze nur die guten Essensmöglichkeiten. Nach zwei Nichtstutagen beginne ich mit einem Vormittagsprogramm.

Bereits nach dem Besuch von zwei Tempeln – sie sollen zu den ältesten und schönsten in Laos gehören – stellt sich eine Watmüdigkeit ein. Auch wenn Prunk, Größe und Anzahl der Buddhas stark variieren, ähneln sie sich sehr.

Am folgenden Morgen in der Dämmerung begebe ich mich zum Bettelgang der Mönche. Ein Programmpunkt, den kaum ein Tourist auslässt, auch wenn es um 5 Uhr aufstehen bedeutet. Es ist ein Schauspiel, eher eine Tragikomödie mit Beteiligung der Zuschauer. Matten und Höckerchen stehen am Straßenrand, daneben ein Körbchen mit Klebereis und eine Schale gefüllt mit div. Junkfood in Tüten. Diesen Platz können die Touristen kaufen. Nach der Bezahlung bekommen sie eine Schärpe umgelegt. Fertig ist der spendende Buddhist. Das warten auf die Mönche wird mit Selfies und Gruppenfotos überbrückt. Im Gänsemarsch rücken die Mönche an. In ihren Bettelschalen erhalten sie den Klebereis und in Tüten eingeschweißtes Junkfood. Die Prozession hält, der Klebereis wird aussortiert und in bereitstehende Abfallkörbe geworfen. Dann geht es weiter bis die Spendenschale wieder geleert werden muss. Irgendwann ist der Rundgang beendet und die Mönche verschwinden in ihrem Wat. Zur Wahrung der Ehre der Langnasen, fast alle teilnehmenden Zuschauer sind Asiaten und wahrscheinlich sogar Buddhisten.
Was mögen wohl Mönche und die einheimischen Gläubigen bei diesem Spektakel empfinden?
Von dem Mönchsmarsch gibt es keine Fotos, die Reihe der knipsenden Touristen war mir zu peinlich.

Nach diesem Morgentheater mache ich einen Bootsausflug auf dem Mekong zu zwei Höhlen mit Tausenden meist kleiner Buddhas. Die Bootsfahrt mit dem Blick auf die Weite des Flusses und Berge im Hintergrund empfinde ich entspannend und schön. Einfach dasitzen, nicht treten, fühle mich melancholisch zufrieden. Die Höhlen beeindrucken weniger.

Für die nächste Tour leihe ich mir ein Moped um einen 30 km entfernten Kaskadenwasserfall anzuschauen. Ein Zweirad mit Motor hat im bergigen Umfeld schon Vorteile, besonders wenn’s heiß wird. Ich bin früh gestartet und der erste Besucher. Das Alleinesein in einem schönen Umfeld genieße ich.

Am Nachmittag sitze ich oft in einem Restaurant am Mekong, trinke trotz Hitze ein Bier und schaue auf den schnell fließenden Strom. Wegen der vielen Untiefen wird er nur von den flachen Langbooten befahren. Am Abend genieße ich auf dem Nachtmarkt das vegetarische Büffet. Vorbei sind die fünf Tage in Luang Prabang.

Den folgenden Artikel über Nooteboom und seine Reisen habe ich von Moni aus Süddeutschland erhalten. Solche Worte für meine Gedanken finde ich leider nicht.

Nootebooms Mantra lautet Selbstbeschränkung: „Die Welt gehört den anderen, du darfst sie dir ansehen, um sie besser zu verstehen – oder um dich selbst besser zu verstehen –, aber du kannst diese Welt nicht werden.“ Er ist kein Grübler auf Reisen, kein Intellektueller, der die inneren Zusammenhänge der Welt erkennen will. Das wäre für ihn anmaßend.
Nooteboom will nicht verweilen. Er gehorcht seiner inneren Unruhe.
Seine Eindrücke von der Saigoku-Wallfahrt beschreibt er mit subtiler Komik. Einzutauchen in die Magie der Orte vermag er aber nur selten. Ein bisschen enttäuscht ist der Reisende schon. Immerhin hat Japans großer Dichter Basho hier sein berühmtestes Haiku verfasst:

Ein uralter Teich
Ein Frosch springt hinein
Dann das Geräusch von Wasser“

Doch als N. Teich und Tempel besucht, an denen das Gedicht entstand, findet er dort nichts Erhabenes. Statt Überwältigung empfindet er Ernüchterung und hadert: „Ist das wahr? Nächste Frage: Spielt es eine Rolle? Nein, es spielt keine Rolle. Natürlich ist dies der Teich.“

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