Feb 162014
 

DSC01483287. Reisetag

9518 km

 

Ich durchfahre die Landschaft Lykiens und hier lebten seit einigen Jahrtausenden (12. Jh. v.Chr.) die Lykier. Schriftlich erwähnt wurden sie erstmals in der Ilias, in der Homer ihr Mitwirken beim Angriff auf Troja erwähnt. Im 6. Jh. v.Chr. standen sie unter Kontrolle der Perser. Diese übergaben an die Athener, an Alexander dem Großen usw. bis Lykien 168 v.Chr. von den Römern in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Die damaligen Stadtstaaten gründeten den Lykischen Bund, zu denen u.a. Tlos, Xanthos, Patara, Myra und Olympos gehörten. Alle diese alten Orte liegen auf meiner Strecke.
Es herrschte für ein Jahrhundert Friede, bis der Bund sich entschied, Brutus, dem Mörder Caesars, keinen Tribut mehr zu zahlen. Brutus Truppen besetzten Xanthos. Die zahlenmäßig unterlegene Bevölkerung des Stadtstaates wollte sich nicht ergeben, sie beging Massenselbstmord.
Die Lykier hinterließen nur wenig Kultur und schriftliche Dokumente. Der Nachwelt vermachten sie eine Vielzahl von antiken Felsengräber und Sarkophage, die überall in den Bergen und Tälern zu finden sind.

Fethiye verlasse ich bei Sonnenschein. Auf der Ausfallstraße herrscht viel Betrieb. Am Stadtrand biege ich auf eine Nebenstrecke fast ohne Autoverkehr ab. In einem Hof neben der Straße wird gefeiert, Frauen, Kinder und einige Männer sitzen auf Bänken. Mir wird zugewunken und ein Tee und Essen angeboten. Es ist der Beginn einer Hochzeitsfeier. Braut und Bräutigam sind noch nicht anwesend. Die Neuankommenden, meist Frauen werden von den Brauteltern begrüßt. Die Männer treiben sich wohl noch in den Teestuben herum.

Ich bleibe nicht sehr sehr lange. Die Weiterfahrt erfolgt durch ein breiter werdendes Tal. Vor mir sehe ich in der Ferne die Schneeberge. Habe ein Gefühl als wäre ich in den Alpen.

Mein Ziel ist eine Unterkunft in der Nähe der alten lykischen Stadt Tlos. Diese liegt auf einem Hügel am Hang der Schnee-Gebirgskette. Steil geht es die letzten Kilometer nach oben.

In einem schönen Garten mit Palmen und Orangenbäumen liegt die Mountain-Lodge (www.tlosmountainlodge.com). Begrüßt werde ich von Anja, Marco und Sönke auf Deutsch. Sie betreiben diese Lodge seit letztem Jahr. Es ist schön hier mit dem weiten Blick ins Tal.

Da es erst früher Nachmittag ist fahre ich nach einem Kaffee weiter den Berg hoch zum antiken Tlos. Der Felsen, auf dem die Ruinen einer römische Festung stehen, ist durchsetzt von alten lykischen Grabkammern. Für weitere antike Tote stehen mächtige Steinsarkophage in disponierten Stellungen. Ein etwas zerfallenes Theater, die Ruinen von Kirche und Badehauses gehören natürlich zur Ausstattung der alten Städte.
Der Ruinenberg wird für den Frühling gesäubert. Neben einer Arbeitergruppe sind zwei deutschsprechende Archäologen dabei. Von ihnen erfahre ich, dass die Grabkammern nicht nur von den Lykiern, die sie in den Fels geschlagen haben, für ihre Toten benutzt wurden. Auch die nachfolgenden Herrscher betteten ihre (höhergestellten) Toten in den vorgefertigten Kammern.

Am Abend erhalte ich ein gutes vegetarisches Menü. Genieße den geselligen Abend bei einem Glas Wein. Anja und Marco haben noch vor zwei Jahren in einer Bank gearbeitet. Sönke ist bereits lange in der Türkei. Er bietet Enduro-(Geländemotorrad)-Fahrten für Gruppen an.

Mir gefällt es an diesem Ort. Ich bleibe einen weiteren Tag. Frühstücke mit Blick ins Tal in der warmen Sonne. Danach fragen Anja und Marco mich, ob ich Lust auf einen Spaziergang habe. Wir wandern an den Hängen entlang durch Felder und kleine Wälder, meist mit Sicht auf die Schneeberge und ins Tal. Einige Forellenzuchtanlagen werden durch das herabfließende Gebirgswasser gespeist.

Ich verstehe einfach nicht, weshalb es im Winter so wenige Touristen in die Türkei verschlägt. Es ist nicht so heiß wie im Sommer. Die Temperatur ist ideal für Wanderungen und kulturelle Ausflüge.

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