Die Ostküste.

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Jul 252014
 

DSC08064446. Reisetag

14.442 km

 

Fahre weiter Richtung Süden nahe der Küste. Zu sehen bekomme ich das Meer selten. Bedrohlich wirken die vielen Militärlager, die manchmal nur wenige Kilometer auseinander liegen. Anstatt Integration der Tamilen wird Macht demonstriert. Als Durchreisender kann ich die Benachteiligung der tamilischen (in der Minderheit) gegenüber der singalesischen Bevölkerung schwer einschätzen.

Die internationalen Hilfsorganisationen versuchen, das durch Krieg und Tsunami erlittene Leid der Bevölkerung durch Hilfsprojekte zu lindern. Viele Häuser mit der Aufschrift „Red Cross“ auf dem Dach stehen am Straßenrand. Ungefähr die Hälfte ist fertiggestellt und bewohnt. Die anderen haben 10 Jahre nach der Tsunami-Welle und 5 Jahre nach dem Kriegsende noch Rohbaucharakter, d.h. Mauern und Dach sind vorhanden. Wahrscheinlich müssen die neuen Bewohner den Bau selber fertigstellen. Über die Zuteilung weiß ich nichts. Zahlreiche Schilder weisen auf weitere Hilfsprojekte hin.

Die meiste Zeit fahre ich durch trockene Landschaft. Trotzdem sehe ich oft kleine und große Seen, die nur durch einen schmalen Küstenstreifen vom Meer getrennt sind. Dämme überqueren ins Land hineinragende Lagunen. Einige Kokosplantagen sind angelegt, viele davon noch im Kinderstadium. Angebaut werden vorwiegend Zwiebeln. Die Bewässerung erfolgt mit flachen Kannen per Hand. Das aus Brunnen gepumpte Wasser fließt in Mulden aufs Feld.

Nach meiner Karte müsste ich einen großen Bogen um eine tief ins Landesinnere reichende Lagune fahren. Die geteerte Straße führt aber weiter entlang der Küste. Ich biege nicht ab und bleibe darauf, bis diese endet. Ich stehe vor einer weiten Wasserfläche. Eine Fähre darüber gibt es nicht, aber viele kleine Fischerboote liegen am Ufer. Schnell ist jemand gefunden, der mich hinüberfährt.

Am Nachmittag erreiche ich wieder touristisch erschlossenes Gebiet. D.h. es gibt angenehme Unterkünfte und eine Auswahl an Essen. Merkwürdigerweise ist trotz der Hitze und Sommer in Europa gerade Saison. Die strandnahen Unterkünfte sind ausgebucht. Etwas zurückversetzt finde ich in einer kleinen 5-Zimmer-Anlage eine nach hiesigen Verhältnissen etwas teure Unterkunft (27 €).
Ich habe Unterhaltung mit anderen Touristen, gehe mit ihnen am Abend essen. Das ist auch mal schön. Ich probiere das lokale alkoholische Getränk aus Kokosmilch. Schmeckt mir aber nicht und ich greife zum Flaschenbier.

Ich bleibe ein paar Tage. Habe die Hitze auf dem Fahrradsattel satt. Der endlose Strand ist schön und nicht bevölkert. Nur gestört durch den Stacheldrahtzaun eines Militärlagers.
Das Wasser hat die richtige Badetemperatur und ist erfrischend. Nach dem Verlassen verbrennt mir der heiße Sand fast die Fußsohlen. Das Ufer ist schattenlos. Ich gehe zurück in meine Unterkunft, lese, schreibe Blog und halte ein Schläfchen.

Die Jaffna-Halbinsel.

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Jul 212014
 

DSC07915442. Reisetag

14.342 km

 

In Jaffna bleibe ich vier Tage. Die Hitze schlappt und macht mich ein wenig träge. Gehe die Stadt langsam an. Jeden Tag eine kleine Unternehmung.
Zuerst die Innenstadt zur Orientierung. Um den zentralen Busbahnhof drängen sich die zahllosen Geschäfte und einige Märkte. Die Schäden, die der Krieg in der Stadt angerichtet hat, halten sich in Grenzen. Jaffna wurde geschützt, sei es von den Tamil Tigers oder der sri-lankischen Armee. Die Schlachten spielten sich meist außerhalb ab. Mit Ausnahme der Schlacht um das alte erst portugiesisch, dann holländische Fort. Die Innengebäude wurden vollständig zerstört, die dicken Mauern erheblich. Jetzt wird renoviert.

Der Nallur Kandaswamy Kovil ist der wichtigste Hindu-Tempel im Norden des Landes. Er ist dem Kriegsgott Karttikeya geweiht. Kriegsgott und Tempel, passt das zusammen? Die Puja dort beginnt mit viel Lärm. Zusätzlich zum Handgeläute gibt es Trommel- und Glockenschlag-Automaten. Nach der wenig besuchten Veranstaltung werden alle schnell aus dem Tempel geworfen und dieser abgeschlossen. Die Tempeldiener möchten wohl ihren Mittagssiesta halten. Anfang August gibt es ein 25-tägiges Tempelfest. Passend zum Kriegsgott ist es für den gläubigen Hindu ein Quäl-Dich-Fest. Körperteile werden mit spitzen oder scharfen Gegenständen durchstochen. Leider ohne mich, so lange möchte ich hier nicht bleiben.
Habe festgestellt, dass die christlichen Kirchen ihre Mitglieder besser unter Kontrolle haben. Die Kirchen sind voll. Buddha-Tempel gibt es im indisch beeinflussten Tamilengebiet wenige.

Einen Hafen gibt es nicht. An der Küste liegen die kleinen Fischerboote vor Anker. Das Ufer ist arg verschmutzt, vor allem mit Plastiktüten, die es selbst beim kleinsten Einkauf gibt. Ab und zu fließt eine stinkende Kloake ins Meer.

Der indische Einfluss macht sich für mich positiv bemerkbar. Endlich stehen neben dem sri-lankischen (mir bereits langweiligen) Curry auch andere Speisen auf dem Programm. Besonders gut schmecken mir die Dorsa-Gerichte.

Am 5. Tag geht es an der Küste entlang weiter nach Norden. Der Süd-West-Wind treibt mich gut voran. Das Umfeld ist trocken. Kokospalmen gibt es kaum, die Palmyra-Palme ist anspruchsloser und weit verbreitet. Die Frucht dieser Palme sieht außen aus wie eine dunkle Kokosnuss. Im Inneren sind drei Fruchtkammern mit einer glibberigen Masse. Sie wird mit den Fingern herausgedrückt und hat kaum Geschmack.

Ein großer Buddha meditiert am Straßenrand. An dieser Stelle landete der heilige Zweig des Budhi-Baumes aus Indien vor gut 2000 Jahren.

Ab und zu kommt mir eine Fahrradstreife des Militärs entgegen. Die Jungen in Uniform mit Gewehr. Einer hat die Luftpumpe dabei.

Ich halte an einem kleinen Hindutempel und werde gefragt ob ich Lunch haben möchte. Mit Freude nehme ich an. Jeden Sonntag wird nach der 12 Uhr-Puja freies Essen ausgegeben. Der Spender (an diesem Tag) gedenkt damit dem einjährigen Todestag seines Bruders. Der Raum ist voller junger Schüler, die etwas gelangweilt die Puja abwarten bevor aufgetischt wird.

Die Weiterfahrt ist auf meiner geplanten Route nicht möglich. Die Nordküste ist in weiten Bereichen militärisches Sperrgebiet. Keiner kann mir sagen wie großräumig die Absperrung ist. Muss weit ins Landesinnere zurückfahren – gegen den Wind.
Das Innere der Halbinsel ist dicht besiedelt und fruchtbarer als der Küstenstreifen. Bananen und vor allem kleine Zwiebeln werden angebaut.
In einem 20 Kilometer Umweg-Bogen nähere ich mich der Kleinstadt Point Pedro, dem nördlichsten Zipfel der Insel. Auf dem Markt kaufe ich die tägliche Papaya und einige Mangos. Habe wegen der Hitze einen hohen Flüssigkeitsbedarf, den ich nicht nur mit Wasser stillen mag. In einer recht schäbigen Unterkunft werde ich die Nacht verbringen. Am frühen Abend höre ich Musikklänge und Kracher. Auf der Straße zieht ein Hindu-Umzug vorbei. Viele Männer mit freiem Oberkörper schieben einen kleinen Festwagen. Hinter einer beleuchteten großen Plastikblume ist ein kleiner Hindugott verstaut. Der Umzug zieht mit Musik und Maskentanz durch die Straßen. Unmengen Blütenblätter werden geworfen. Zwischendurch wird mit Feuerwerkskörpern laut und störend geknallt.

Nahe der Ostküste fahre ich am nächsten Morgen wieder Richtung Süden. Der bisher schiebende Wind steht auf dieser Seite der Insel gegen mich.
Die Spuren des 2009 beendeten Bürgerkrieges sind nicht zu übersehen. Viele Häuserruinen stehen in der Landschaft. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. „Mines“, diese Schilder stehen noch oft am Straßenrand. Zusätzlich überflutete vor 10 Jahren die gewaltige Tsunami-Welle das flache Land. Was für ein Leid musste die Bevölkerung über sich ergehen lassen.

Über den Elefantenpass verlasse ich die Jaffna-Halbinsel. Der Name des Passes (kein Bergpass) stammt daher, dass in der Trockenperiode Elefanten auf der Suche nach Wasser hindurchzogen. Der strategisch wichtige Pass war während des Krieges heftig umkämpft.
Nach 90 Tageskilometer erreiche ich den Ort Pudukkudiyirippu. Die Namen sind oft unaussprechlich. Die Frage nach meiner letzten Bleibe kann ich oft nicht beantworten. Die Unterkunft ist eigentlich sauber und in Ordnung. Nur ein Handtuch gibt es nicht, hat der letzte Gast mitgenommen. Internetanschluss ist vorhanden, aber keiner kennt das Passwort. Die Klimaanlage funktioniert nicht, da die Stromspannung zu gering ist.

Trockener Norden.

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Jul 152014
 

DSC07810436. Reisetag

14.161 km

 

Auch in Sri Lanka haben viele in der Nacht Fußball geschaut. Ich habe gut geschlafen und hätte Argentinien den Sieg gegönnt. Die Menschen haben dort sonst nicht viel zu lachen.

Die alte Hauptstadt verlasse ich Richtung Küste. Fahre noch einmal am heiligen Bodhi-Baum vorbei. Am Horizont ragen die großen Stupas in die Höhe. Keine Menschenmassen mehr, auch auf der Straße ist es erstaunlich ruhig. Bei einem Halt und einer kleinen Unterhaltung am Straßenrand werde ich eindringlich darauf hingewiesen, dass mein geplanter Weg gesperrt ist. Ich soll umkehren und auf der Hauptstraße weiterfahren.
Ich habe eine Karte von Sri Lanka von Know-How-Verlag. Diese ist für ein Übersicht gut, sonst leider wegen Fehlern nicht zu gebrauchen. Meine Wege plane ich mit google maps und der diesmal nicht sehr guten digitalen OpenStreetMaps. Außerdem suche ich im Internet nach digitalen Routen, die bereits von Radlern gefahren wurden. Das ist hilfreich und meist verlässlich. So lasse ich mich nicht von meinem Weg abbringen. Bin aber etwas irritiert.

Die Straße wird schmäler, bis sie in einen Schotterweg übergeht. Bald schon stehe ich vor einem Schlagbaum, ein Soldat kommt aus einem Unterstand. Er grüßt freundlich und möchte meinen Ausweis sehen. Die Daten werden mühsam auf singalesisch in ein großes Buch eingetragen und der Schlagbaum wird gehoben. Zum Glück habe ich meinen Wasservorrat im letzten Dorf aufgefüllt. Die nächsten 30 Kilometer gibt es weder Ort noch Wasserstelle und es ist verdammt heiß. Die Landschaft um mich herum hat sich verändert. Kein saftiges Grün mehr, sondern trockenes Buschland mit einigen großen Bäumen. Große Flächen sind mit Cashewbäumen aufgeforstet. Die Straße ist staubig und voller Schlaglöcher. Am Ende der Straße ist erneut ein Armeecheck. Diesmal werde ich zum Vorgesetzten gebracht. Er scheint ein wenig betrunken zu sein, redet immer das gleich. Ist aber nicht aufdringlich. Er möchte mich zum Essen einladen und schwärmt von der Cashewfarm (die wohl der Armee gehört). Ich frage nach den Nüssen, diese sind leider „out of stock“.

Auf der asphaltierten Küstenstraße geht es weiter Richtung Norden. Auf beiden Seiten der Straße in flacher Landschaft liegen trockene wohl abgeerntete Felder. In der Ferne sehe ich einige Büsche und Palmen. In der Regenzeit könnte hier Reis angebaut worden sein. Jetzt ist es fast eine Steppe.

Mein Tagesziel ist die Insel Mannar. Auf einem langen Damm erreiche ich sie. Von dieser Insel aus gab es früher eine Fährverbindung zum nur 50 Kilometer entfernten Indien. Aus nicht zu verstehenden Gründen ist diese eingestellt worden. Sri Lanka kann ich nur mit dem Flugzeug verlassen. Und Fliegen mag ich überhaupt nicht.

Im gleichnamigen Ort Mannar verbringe ich die Nacht. Als Besonderheit wachsen hier einige Affenbrotbäume. Arabischen Händlern hatten diese im 15. Jh. auf die Insel gebracht. Die Früchte wurden als Kamelfutter verwendet. Heute freuen sich die Affen darüber.

Am nächsten Morgen muss ich zurück aufs Festland fahren. Auf dem Damm bläst der Wind mit voller Wucht gegen mich. Danach ändert sich meine Richtung und ich komme schnell voran. Mein Umfeld bleibt flach und trocken. Oft überquere ich weit ins Land hineinreichende Lagunen auf einem Damm. Bin erstaunt über den geringen Verkehr auf einer wichtigen Verbindungsstraße nach Norden. Die Straße ist in gutem Zustand oder staubige Baustelle. Die Teilstrecken wechseln sich ab.
Ich mache einen Abstecher zum 1400 Jahre alten Thiruketheeswaram Kovil, einer der fünf heiligsten Shiva geweihten Hindutempel Sri Lankas. Dieser wie auch viele andere buddhistische und hinduistische Tempelanlagen wurden im 16. Jh. in christlich-missionarischem Eifer von den Portugiesen zerstört und später wieder aufgebaut.
Den Tempel darf ich nur mit freiem Oberkörper betreten (gilt nur für Männer). Nach dem iranischen Bekleidungswahn komme ich mir in meiner kurzen Radhose fast nackig vor.

Je weiter ich nach Norden komme, desto mehr Militär ist stationiert. Immer wieder muss ich an Straßensperren anhalten. Man notiert meine Ausweisdaten und ich werde übers weshalb, woher und wohin ausgefragt. Ich durchfahre ehemaliges Bürgerkriegsgebiet. Das viele Militär sorgt dafür, das eine Entspannung nicht so schnell eintreten wird.

Es ist wieder sehr heiß. Meine geliebten Kokosnüsse gibt es nicht mehr am Straßenrand. An diesem Tag macht mir die Hitze zu schaffen. Trinke zum ersten Mal in meinem Leben einen Liter kalte Cola direkt aus. Wasser gab es im Laden nicht.
Die Halbinsel Jaffna ist auf der Westseite mit einem 9 Kilometer langen Damm mit dem Festland verbunden. Der Wind ist so stark, dass er mich fast ohne Treten darüber treibt. Leider ändert sich die Fahrtrichtung und ich habe ihn danach schräg von vorne. Die letzten 25 Kilometer in die Stadt sind noch einmal ein harter Kampf.

Anuradhapura und die Dalada Perahara.

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Jul 132014
 

DSC07580434. Reisetag

13.936 km

 

Die Küste verlasse ich für einen Abstecher ins Innenland. Bei der Fahrt aus Chilaw bemerke ich, dass es in diesem Ort sehr viele Schulen gibt. Manchmal wird der Unterricht sogar draußen gehalten. Nach kurzer Fahrt auf der Hauptstraße wechsele ich auf eine Nebenstraßen mit wenig Verkehr. Etwas ist anders auf den Straßen in Sri Lankas. Es fällt mir erst jetzt auf. Die Autofahrer hupen mich zur Begrüßung nicht mehr an. Das Fahren wird dadurch angenehm und stressloser.

Mein Umfeld ist grün. In Küstennähe umgeben mich Kokosnussplantagen. Beim Vordringen ins Landesinnere dominieren Bananenstauden und andere Bäume. In sumpfigen Niederungen weiden Kühe. Ab und zu sehe ich das intensive Grün der Reisfelder.
Die Menschen sind nicht aufdringlich und ich bekomme oft ein Lächeln zugeworfen. Das ist besonders schön.
Der Himmel ist bewölkt, trotzdem ist es heiß und schwül. Mein Tachothermometer zeigt 38 Grad. Meinen Flüssigkeitshaushalt reguliere ich mit der Milch der Kokosnuss, die oft am Straßenrand angeboten wird.

In einem kleinen Ort formiert sich ein Umzug vor einer Schule. An der Spitze ein Pappelefant auf Rollen, dahinter geschmückte Radfahrer. Jungen schlagen ihre Peitschen knallend über die Straße, Mädchen tragen Lotusblumen und tanzen. Am Straßenrand stehen die ganz jungen Schüler und schauen. Es ist ein kleiner Festumzug der „Dalada Perahara“, wie ich später erfahre.

Was bei uns die Dorfkirche ist hier die Buddhastatue. In den Dörfern, aber auch außerhalb, stehen kleine und große Exemplare.

Die anfangs gute Straße wechselt in eine lange Baustelle, holprig und manchmal etwas matschig. Nach 90 Kilometer (insgesamt) mündet sie auf eine Hauptstraße. Auf dieser fahre ich die letzten 40 Kilometer mit vermehrtem Verkehr aber auf gutem Seitenstreifen nach Anuradhapura. Ich wundere mich, es sind viele Busse und Lkws voller Menschen unterwegs.

Anuradhapura ist die erste Hauptstadt Sri Lankas, gegründet im 5. Jh.v.Chr. 200 Jahre später ließ sich der damalige König vom Buddhismus überzeugen. Wie der Herr so der Rest, Buddhismus wurde die Staatsreligion.
Und etwas ist von der damaligen Zeit noch vorhanden. Nach seiner Bekehrung ließ der König einen Zweig des heiligen Bodhi-Baumes aus Bodhgaya (Indien) herbeischaffen, unter dem Buddha seine Erleuchtung erlangt hatte. Der Zweig wurde in Anuradhapura gepflanzt und der daraus entstehende Baum entwickelte sich zu einem der verehrtesten Heiligtümer des sri-lankischen Buddhismus.
Bis Mitte des 11. Jh. blieb Anuradhapura die Hauptstadt; aufgrund der anhaltenden Tamilen-Überfälle wurde der Königssitz im Jahre 1070 nach Polonnaruwa verlegt. (Da komme ich später vorbei.)
Die verlassene Stadt wurde in den folgenden Jahrhunderten vom Dschungel verschlungen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Ruinen „wieder entdeckt“ und freigelegt.

Der Bodhi-Baum ist in der Zwischenzeit kräftig gewachsen und lebt mit seinen 2250 Jahren weiter. Er gehört zur Pappelfamilie, wächst nicht in die Höhe sondern verzweigt mehr in die Breite. Umgeben ist er von Mauern in einem heiligen Bezirk. Zu sehen ist nur das obere Geäst. Die Jahre sieht man ihm nicht an. Rundherum sitzen viele Pilger. Sie beten und singen den heiligen Baum an. An kleinen und großen Buddhastatuen werden Lotusblüten geopfert. Liegen zu viele davon vor der Statue, kommen Ordner und werfen diese in eine Tonne. Das stört aber keinen.

Buddhistische Heiligtümmer mit teilweise gigantischen Ausmaßen, die Dagobas oder Stupas, ließen (sich) die Könige zwischen dem 1. und 5. Jh.n.Chr. im weiten Umkreis des Bodhi-Baumes bauen. Im Hoffen, daraus einen spirituellen Gewinn zu erzielen. Ob sie dadurch schneller ins Nirvana gelangten mag ich bezweifeln.

Erstaunt bin ich über die Menschenmassen, die an den heiligen Stätten versammelt sind. Überall herrscht Gedränge. Kostenloses Essen und Getränke werden ausgegeben. Die Menschen stehen Schlange dafür. Mich hat man einfach an der Schlange vorbeigeschoben um ein Reiscurry zu erhalten. Die Spender sind Dorfgemeinschaften oder Vereine, die das ganze Jahr für die gute Tat sammelten.
Es ist ein besonderes Wochenende. Erst später am Nachmittag habe ich in meiner Unterkunft von Mitgliedern eines Elefantenschutzvereins erfahren, dass in dieser Vollmondnacht die „Dalada Perahara“ stattfindet. Ein Umzug mit geschmückten Elefanten, Musikern, Tänzern und Gauklern. Eine Reliquie von Buddha ist auch dabei.

Die Aufgabe der Elefantenschützer ist es im Ernstfall mit Betäubungswaffen einzugreifen, wenn ein Elefant „ausrastet“. Für den Elefant bedeutet so eine lärmende Veranstaltung ganz extremen Stress. Mit von dieser Gruppe ist eine belgische Freiwillige, die ihren Jahresurlaub in unterschiedlichen Elefantencamps verbringt. Wir schauen den nächtlichen Umzug gemeinsam an.